Keine Ausgangsbeschränkungen für die nächsten Stunden oder Tage

Zunächst keine Ausgangsbeschränkungen wegen der Ausbreitung des
Coronavirus in Brandenburg. Und auf den Autobahnen Richtung Polen
beruhigt sich die Lage. Doch Entwarnung gibt es keine.

Potsdam (dpa/bb) - Brandenburg verhängt in der Corona-Krise zunächst
keine Ausgangsbeschränkungen für die Bürger. Er wolle das für die
nächsten Stunden oder Tage ausschließen, sagte Ministerpräsident
Dietmar Woidke (SPD) am Freitag in Potsdam. Man müsse die nächsten
Tage abwarten und beobachten, ob die bisherigen Maßnahmen griffen.
«Ich habe für Brandenburg einen sehr, sehr guten Eindruck», sagte der

Regierungschef. Restriktive Einzelmaßnahmen in Städten mit einer
erhöhten Zahl an Sars-CoV-2-Infizierten wollte er nicht ausschließen.

«Wir setzen aber weiter darauf, dass die Menschen die Maßnahmen
mittragen», sagte Woidke. Die Einsicht müsse da sein, dass jeder dazu
beitragen könne, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Jeder
Einzelne müsse Verantwortung übernehmen und soziale Kontakte
reduzieren. Der Regierungschef widersprach zudem der angeblich
verbreiteten Meinung, dass bei jungen Leuten die Ansteckungsgefahr
nicht so groß sei. «Das stimmt nicht», warnte er.

Die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Menschen in Brandenburg
erhöhte sich unterdessen am Freitag auf 265 (Stand: 15.00 Uhr). 61
bestätigte Fälle seien im Vergleich zum Vortag hinzugekommen, teilte
das Gesundheitsministerium in Potsdam mit. Die meisten Infektionen
sind aktuell im Landkreis Oder-Spree registriert. Dort gibt es
derzeit insgesamt 37 bestätigte Coronavirus-Fälle.

Auf den Brandenburger Autobahnen Richtung Polen entspannte sich
unterdessen die Lage. Wie ein Sprecher der Bundespolizei mitteilte,
haben die polnischen Grenzschützer ihre Kontrollen, wie von der
Regierung in Warschau angekündigt, deutlich gelockert. Dadurch war
der zeitweise bis zu 50 Kilometer lange Rückstau an Lastwagen, der
weit bis nach Brandenburg hineinreichte, am frühen Morgen abgebaut.
Polen hatte die Grenzkontrollen, zu denen auch das Fiebermessen
gehörte, am Sonntag eingeführt.

Um für den weiteren Anstieg der Infektionszahlen sowie schwere
Covid-19-Fälle gewappnet zu sein, bereiten sich Kliniken vor. Das
Klinikum Brandenburg etwa habe die Zahl der Intensivbetten von 18 auf
30 erhöht, teilte Sprecher Björn Saeger mit. «Eine weitere
kurzfristige Aufstockung auf bis zu 50 Beatmungsbetten ist bei uns
möglich», heißt es aus der Klinik in Brandenburg/Havel. Das
notwendige medizinische Gerät dafür sei aber noch nicht ausreichend
vorhanden.

Beim Personal sorgt das Klinikum Brandenburg ebenfalls vor: «Wir
prüfen Reaktivierungsmöglichkeiten, Urlaubsrückholungen und
akquirieren Helfer und Studenten», teilte Saeger mit. Auch das
Naemi-Wilke-Stift in Guben prüft unter anderem, ob etwa Ruheständler
sowie Kranken- und Gesundheitspflegeschüler aktiviert werden können.
Alle nicht lebensnotwendigen Operationen seien abgesagt worden.
Außerdem schule das Haus unter anderem Ärzte aus anderen Abteilungen
in der Bedienung von Beatmungsgeräten.

Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) appellierte
unterdessen erneut an die Brandenburger, auf Hamsterkäufe in der
Corona-Krise zu verzichten. An diesem Wochenende greifen zum ersten
Mal die Ausnahmen für Sonntagsarbeit. Sie rufe nochmals alle Bürger
auf, weiter Solidarität zu zeigen. Zur Vermeidung von
Versorgungsengpässen hat das für Arbeitsschutz zuständige
Gesundheitsministerium vorübergehend Ausnahmen von den Regelungen des
Arbeitszeitgesetzes zugelassen.

Bei der Kontrolle der Maßnahmen zur Eindämmung des neuartigen
Coronavirus - etwa die Schließung von Geschäften und geänderte
Öffnungszeiten für Restaurants - arbeiten die Behörden in Brandenburg

aus Sicht des Städte- und Gemeindebunds «im Großen und Ganzen gut
zusammen». Mitarbeiter der Ordnungsämter überprüften die Einhaltung

der neuen Vorschriften - «und in den meisten Fällen wird dies
akzeptiert», sagte der Geschäftsführer des Städte- und Gemeindebund
s,
Jens Graf.

Auch die Tier- und Wildparks sind für Besucher geschlossen - und
sorgen sich um ihr Überleben. Vor allem privatwirtschaftliche Parks
stehen vor großen Problemen, da sie sich hauptsächlich über
Eintrittsgelder finanzieren. «Die nächsten vier Wochen kommen wir
noch durch. Danach weiß ich nicht, wie es weitergehen soll», sagte
etwa Imke Heyter, Geschäftsführerin des Wildparks Schorfheide.