Sportpolitikerin Freitag fehlt Verständnis für Hinhaltetaktik des IOC

Berlin (dpa) - Die Sportausschussvorsitzende des Bundestages hat kein
Verständnis für das Festhalten des Internationalen Olympischen
Komitees an der planmäßigen Ausrichtung der Sommerspiele in Tokio.
«Nein, diese Hinhaltetaktik dient einzig den Interessen des IOC und
des Organisationskomitees in Tokio», sagte Dagmar Freitag der
Deutschen Presse-Agentur am Freitag. «Die Athleten, ohne die es
übrigens das Produkt Olympische Spiele nicht geben kann, sind
eindeutig die Leidtragenden.»

Verunsichert, ohne geeignete Trainingsstätten würden sie die
Durchhalteparolen des IOC-Präsidenten Thomas Bach vernehmen.
Allerdings würden sich die Stimmen von aktiven wie ehemaligen
Spitzensportlern nicht nur in Deutschland mehren, dass das IOC
endlich Verantwortung übernimmt und zumindest unterschiedliche
Szenarien aufzeigt - von Verschiebung bis hin zu einer kompletten
Absage. Freitag: «Letzteres wünsche ich mir im Interesse der Athleten
ausdrücklich nicht. Nicht wenige haben vielleicht nur dieses eine Mal
eine realistische Chance zur Qualifikation und Teilnahme.»

Es sei allerhöchste Zeit, dass das IOC mit Thomas Bach an der Spitze
das Thema Chancengleichheit und Qualifikation überhaupt einmal
diskutiert. «Das hörte sich vor wenigen Tagen ja noch völlig anders
an, nach dem Motto: 'The Show must go on'», sagte die
SPD-Politikerin. Ein fairer Wettkampf setze auch die Einhaltung von
Regeln, Dopingkontrollen und Chancengleichheit bei dem Erreichen von
Qualifikationsnormen voraus. «Nichts davon ist zur Zeit gegeben. Und
wird es bis Juli auch nicht mehr geben können», meinte Freitag.

Wie lange man die Tokio-Spiele verschieben sollte oder müsste, hänge
von der Entwicklung der Coronavirus-Krise ab. «Mittlerweile sind
beispielsweise auch viele afrikanische Staaten betroffen, in denen es
aufgrund der dortigen Gegebenheiten noch viel schwieriger ist, die
Ausbreitung des Virus zu verhindern», betonte Freitag.