SPD-Chefin Esken fordert weniger Abhängigkeit bei Lieferketten

Düsseldorf (dpa) - Als Lehre aus der Coronavirus-Pandemie fordert die
SPD-Vorsitzende Saskia Esken, bei Lieferketten weniger von einzelnen
Ländern abhängig zu sein. Die Bundesregierung solle mit
Konjunkturmaßnahmen die eigene Souveränität stärken, sagte sie dem

«Handelsblatt». «Dabei müssen wir analysieren, bei welchen
strategisch wichtigen Gütern und Dienstleistungen wir so abhängig von
internationalen Lieferbeziehungen sind, dass es sich in
Notsituationen schädlich für uns auswirkt.»

Als Beispiel nannte Esken Medikamente, die ausschließlich in China
hergestellt würden. Aber auch in den Bereichen digitale Produkte und
Dienstleistungen sei man zu sehr abhängig. Man müsse sich generell
auch fragen, «ob wir die Globalisierung ein Stück überdreht haben»,

sagte Esken. «Wir müssen uns in den wichtigen Sektoren darauf
besinnen, national oder zumindest europäisch handlungsfähig sein.»

Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Franziska Brantner kritisierte Esken
für ihren nationalen Ansatz. Zwar sei es richtig, über
Versorgungssicherheit nachzudenken und neue Ansätze zu entwickeln.
Allerdings zeige die Pandemie, dass es globale Antworten brauche.
«Vor allem europäische Koordination und Kooperation sind notwendig
für unsere Versorgungssicherheit, die wird es aber nicht zum
Nulltarif geben», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.