Bundesagentur: Mehr als 76 000 Anzeigen auf Kurzarbeit in einer Woche

Nürnberg (dpa) - Die Bundesagentur für Arbeit verzeichnet in der
Corona-Krise einen dramatischen Anstieg bei Anzeigen auf Kurzarbeit.
In der laufenden Woche seien einer Umfrage bei allen Arbeitsagenturen
in Deutschland zufolge 76 700 Anzeigen eingegangen, die von den
Betrieben mit der Ausbreitung des Coronavirus begründet wurden,
teilte die Bundesagentur am Freitag mit.

Im Jahresdurchschnitt 2019 hätten in einer durchschnittlichen Woche
rund 600 Betriebe Kurzarbeit angezeigt. In der konjunkturellen
Schwächephase Ende des vergangenen Jahres waren es pro Woche rund
1000 Betriebe. Die Zahl der anzeigenden Betriebe gibt keinen
Aufschluss über die Zahl der von Kurzarbeit betroffenen Arbeitnehmer.

Besonders auffällig seien die Bundesländer Bayern, Baden-Württember
g
und Nordrhein-Westfalen. Die Anzeigen kämen aus allen Branchen,
jedoch stächen die Bereiche Transport und Logistik, das Hotel- und
Gaststättengewerbe, der Messebau und der Tourismus hervor.

«Arbeitnehmer und Arbeitgeber sind verunsichert und stehen vor
erheblichen finanziellen, teils existenziellen Herausforderungen. Wir
wollen alle Betroffenen in dieser besonderen Situation unterstützen
und damit Entlassungen von Beschäftigten möglichst vermeiden», sagte

Detlef Scheele, Vorstandsvorsitzender der Bundesagentur, am Freitag
in Nürnberg.

Die Bundesagentur hat für Kurzarbeitergeld bisher 255 Millionen Euro
in ihrem Haushalt eingestellt. Da es sich aber um eine
Pflichtleistung handele, sei auch darüber hinaus die Zahlung
gesichert. Die Bundesregierung hatte zuletzt die Zahl von 2,15
Millionen Kurzarbeitern in Deutschland für möglich gehalten. Das wäre

noch einmal deutlich mehr als in der Finanzkrise 2008/2009, als die
bisherige Rekordzahl von 1,44 Millionen Menschen in Kurzarbeit war.

Die Bundesagentur übernimmt bei Kurzarbeit 60 Prozent des
ausgefallenen Nettolohns. Bei Arbeitnehmern mit Kind sind es 67
Prozent. Die Bundesregierung diskutiert mit Arbeitgeber- und
Arbeitnehmervertretung, wie eine Erweiterung möglich ist.