Söder will Ausverkauf der deutschen Wirtschaft nach Corona verhindern

Das Coronavirus schwächt nicht nur Patienten. Viele Firmen geraten in
Geldnot und könnten damit Übernahmeziel ausländischer Investoren
werden. Dem will die Staatsregierung vorbeugen.

München (dpa/lby) - Bayern will einen Ausverkauf Corona-geschwächter
Unternehmen verhindern. Ministerpräsident Markus Söder (CSU)
plädierte am Freitag dafür, bei Bedarf ausländische Übernahmen zu
verbieten, die deutsche Firmen in Geldnot günstig kaufen wollen.
«Wenn am Ende dieser Krise steht, dass nahezu die gesamte bayerische
und deutsche Wirtschaft in ausländischer Hand ist, wir keine
Steuerungsoptionen mehr haben, dann ist das nicht nur eine
medizinische Krise», sagte Söder. «Dann ist das auch eine komplette
Änderung der weltwirtschaftlichen Ordnung. Auch dagegen müssen wir
uns wappnen.»

Der Anlass von Söders Äußerungen sind finanzielle Schwierigkeiten, in

die manche Firmen geraten sind und weitere in den kommenden Wochen
geraten werden. Bei börsennotierten Unternehmen führt allein der
Absturz der Kurse dazu, dass Investoren, die noch über ausreichende
Reserven verfügen, sich nun vergleichsweise billig an deutschen
Unternehmen beteiligen können. «Die Großindustrie darf nicht
zusammenbrechen, darf nicht aufgekauft werden», sagte Bayerns
Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) dazu. Diese
Befürchtungen sind auch der Grund, warum viele deutsche Politiker von
links bis rechts derzeit für staatliche Firmenbeteiligungen
plädieren.

Söder nannte keine bestimmten Länder, aus denen Übernahmeversuche
kommen könnten. Bekannt ist jedoch, dass China nach wie vor
interessiert an ausländischer Spitzentechnologie ist - auch wenn die
Firmenkäufe chinesischer Unternehmen schon vor der Ausbreitung der
Corona-Pandemie stark geschrumpft waren.

Auch in anderer Hinsicht bedeutet die Corona-Krise derzeit eine
Abkehr von der Globalisierung: An diesem Wochenende startet die
Produktion bayerischer Atemschutzmasken, wie Aiwanger berichtete.
«Zugesagte Lieferungen kommen nicht mehr an», sagte der
Freie-Wähler-Chef zur Unterbrechung der internationalen Lieferketten.
Die Staatsregierung hat an mehrere Firmen Aufträge vergeben, die
zunächst etwa 10 000 Masken am Tag herstellen und ausliefern sollen.
Vorrangig gehen diese zuerst an Krankenhäuser und Arztpraxen.

Unterdessen werden die bayerischen Behörden von
Corona-Hilfsgeldanträgen bedrängter mittelständischer Unternehmen
überrollt. Dabei geht es aber in aller Regel nicht um Firmen, denen
eine Übernahme durch ausländische Interessenten ins Haus stünde.
Aiwanger sprach von mehr als 50 000 Anträgen, die sich auf einen
dreistelligen Millionenbetrag summieren. Das Programm war erst am
Mittwoch gestartet.

Mit dem Handgeld will die Staatsregierung drohende Insolvenzen
verhindern. Der Wirtschaftsminister warnte diplomatisch vor
Betrugsversuchen: «Zurückzahlen muss nur der, bei dem wir im
Nachhinein feststellen, dass er uns nicht die Wahrheit gesagt hat.»