Erste Städte verbieten auch kleinere Treffen in der Öffentlichkeit

Kommen Ausgangssperren? Erste Städte in Nordrhein-Westfalen schärfen

ihre Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus nun jedenfalls nach.
Auch kleinere Menschenansammlungen werden verboten. Grund: Zu viele
Bürger haben sich nicht an die Regeln gehalten.

Leverkusen/Dortmund (dpa/lnw) - Erste Städte in Nordrhein-Westfalen
verbieten wegen der Coronavirus-Pandemie auch Treffen kleinerer
Menschengruppen in der Öffentlichkeit. Als erstes preschte Leverkusen
vor. «Zusammenkünfte von zwei oder mehr Personen unter freiem Himmel
sind untersagt», teilte die Stadt am Freitag mit. Dabei gelten nur
wenige Ausnahmen. Wer zusammen wohnt - zum Beispiel als Familie oder
als Wohngemeinschaft - darf auch noch auf der Straße zusammenstehen.
Weitere Ausnahmen gelten bei der «Erledigung von Besorgungen zur
Deckung des täglichen Bedarfs» - etwa Warteschlangen - und bei
«zwingenden beruflichen Gründen».

Polizei und Ordnungsamt sollen die Einhaltung des Verbots
kontrollieren, sagte eine Stadtsprecherin. Theoretisch seien
natürlich auch Strafen möglich. Es handle sich aber nicht um eine
Ausgangssperre.

Auch Dortmund verschärfte seine Maßnahmen im Kampf gegen das
Coronavirus. Dort werden von Samstag an in der ganzen Stadt
öffentliche Ansammlungen von mehr als vier Personen verboten. Die
Stadt begründete das unter anderem mit den Erfahrungen der
vergangenen Tage - etwa mit Partys am Dortmunder Phoenix-See, die
beobachtet worden seien. Weiterer Grund: Die Wetterprognose für das
Wochenende. «Mein Wunsch nach drei Tagen Nieselregen ist nicht
erfüllt worden», sagte Ordnungsdezernent Norbert Dahmen. Auch in
Dortmund gelten aber Ausnahmeregelungen, zum Beispiel für Familien.

Ähnliche Regelungen gibt es im baden-württembergischen Freiburg: Dort
hatte die Stadt am Donnerstag wegen der Corona-Pandemie ein
sogenanntes Betretungsverbot ausgesprochen. Es soll für öffentliche
Orte von diesem Samstag bis zum 3. April gelten. Wer sich im Freien
aufhalten möchte, dürfe das nur noch allein, zu zweit oder mit
Personen, die im eigenen Haushalt lebten, so die Stadt.

In den NRW-Städten hatten zuletzt viele Menschen die ersten warmen
Frühlingstage im Freien erleben wollen - was der Empfehlung,
möglichst zu Hause zu bleiben, widersprach. Am Freitag war es eher
wolkenverhangen und kühl - und damit schon erkennbar leerer, zum
Beispiel in Köln. Die meisten Cafés hatten geschlossen, in den
restlichen holten vereinzelte Kunden einen Kaffee zum Mitnehmen.

Trotz aller anderen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus sind in
Nordrhein-Westfalen auch weiterhin Ausgangssperren möglich. «Jeder
Einzelne hat es in der Hand zu verhindern, dass es Ausgangssperren
gibt», hatte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Donnerstag
gesagt. Das Allgemeine Krankenhaus Viersen etwa hat bereits
vorsorglich rund 900 Passierscheine für seine Mitarbeiter drucken
lassen.

Unterdessen stieg die Zahl der bestätigten Coronavirus-Infektionen in
NRW weiter deutlich an. Das NRW-Gesundheitsministerium meldete am
Freitagvormittag 5734 nachgewiesene Erkrankungen. Das waren rund
tausend mehr als am Vortag. Die Zahl der gemeldeten Todesfälle
erhöhte sich um einen auf 17. Die mit Abstand meisten Erkrankungen
hat weiterhin der Kreis Heinsberg, der 874 Erkrankungsfälle
verzeichnete.

Coronavirus-Infektionen melden inzwischen alle 53 Kreise und
kreisfreien Städte in NRW. Das Ministerium betonte, die Entwicklung
sei dynamisch. Die Zahlen basierten auf aktuellen behördlichen
Meldungen, die das Ministerium erhalte.