Reederei Hapag-Lloyd peilt trotz Krise schwarze Zahlen an

Die Auswirkungen der Corona-Krise auf Hapag-Lloyd dürften erheblich
sein. Die Reederei muss ihr Angebot vermutlich bald anpassen.
Trotzdem legt sie eine Gewinnprognose vor.

Hamburg (dpa) - Die Container-Reederei Hapag-Lloyd wagt trotz der
Verwerfungen durch die Corona-Pandemie eine Gewinnprognose für das
laufende Jahr. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll zwischen
einer halben und einer Milliarde Euro liegen, kündigte das
Unternehmen am Freitag bei der Bilanzvorlage in Hamburg an. Die
Prognose für die Geschäftsentwicklung sei daher mit «erheblich
höheren Unsicherheiten» behaftet als üblich.

«2020 wird ein sehr ungewöhnliches Jahr, da sich die Bedingungen in
den letzten Wochen aufgrund des Ausbruchs des Coronavirus in vielen
Märkten sehr schnell verändert haben», sagte Hapag-Lloyd-Chef Rolf
Habben Jansen.

Das komplette Ausmaß des Coronavirus-Ausbruchs sei noch nicht
absehbar, dürfte sich aber zumindest auf die Ergebnisse des ersten
Halbjahres auswirken. So hätten sich die Märkte in China und anderen
asiatischen Ländern nach dem anfänglichen Schock «wahrscheinlich
schneller erholt als von vielen befürchtet». Jetzt seien aber auch
die anderen Kontinente betroffen. «Die Auswirkungen davon werden
erheblich sein», sagte Habben Jansen. Die Reederei werde ihr
Transportangebot in den kommenden Monaten möglicherweise anpassen
müssen.

Im abgelaufenen Jahr steigerte Hapag-Lloyd den Umsatz - wie bereits
bekannt - um 8,5 Prozent auf 12,6 Milliarden Euro. Das Ebit legte um
mehr als 80 Prozent auf 811 Millionen Euro zu. Der auf die Aktionäre
entfallende Nettogewinn verzehnfachte sich nahezu auf 362 Millionen
Euro. Allerdings sind die Zahlen von 2019 wegen einer veränderten
Rechnungslegung nur eingeschränkt mit denen aus dem Vorjahr
vergleichbar. Die Aktionäre sollen eine Dividende von 1,10 Euro je
Anteilsschein erhalten. Für 2018 hatte sie nur bei 15 Cent gelegen.

An der Börse wurden die Nachrichten positiv aufgenommen. Am Morgen
legte die Hapag-Lloyd-Aktie um 10,8 Prozent auf 72,00 Euro zu. Damit
lag ihr Kurs rund sechs Prozent niedriger als zum Jahreswechsel, hat
sich aber weitaus besser geschlagen als die stark gebeutelten großen
deutschen Börsenindizes. Allerdings befinden sich nur noch rund 4,5
Prozent der Aktien im Streubesitz und werden an der Börse gehandelt.
2019 hatten die Ankeraktionäre CSAV und Klaus Michael Kühne ihre
Beteiligungen an Hapag-Lloyd weiter aufgestockt.