Coronavirus-Krise - Erneut knapp 100 Verstöße in der Nacht

Dass viele Geschäfte, Kneipen und Abendrestaurants geschlossen sein
müssen, akzeptieren derzeit die allermeisten Menschen in Berlin. Nur
einige Unbelehrbare fallen auf - vor allem nachts.

Berlin (dpa/bb) - Die Berliner Polizei ist auch in der Nacht zu
Freitag gegen zahlreiche Verstöße gegen das neue
Corona-Infektionsschutzgesetz vorgegangen. Von Donnerstagabend bis
zum frühen Freitagmorgen überprüften Polizisten 98 Kneipen,
Restaurants, Geschäfte und andere Objekte, wie eine Polizeisprecherin
am Freitag sagte. Als Ergebnis wurden 91 Anzeigen gestellt, oft wegen
der nicht mehr erlaubten Öffnung von Kneipen oder Läden. Die Verstö
ße
verteilten sich über die ganze Stadt.

Auffällig ist, dass es offenbar nachts deutlich mehr gravierendere
Verstöße gibt. Tagsüber sind es meist Geschäfte, die nicht mehr
öffnen dürfen, aber sich nicht an die neue Verordnung halten. Am
Donnerstag hatte es nach 119 Überprüfungen solcher 34 Anzeigen
gegeben. In der vorangegangenen Nacht lag die Zahl der Verstöße
hingegen mit 97 deutlich höher.

Dazu kommen immer wieder Auffälligkeiten, die aber nicht strafbar
sind. So wurde die Polizei in der Nacht zu Freitag wegen einer
Ruhestörung in einer Schrebergartensiedlung alarmiert. Die Polizisten
trafen dann auf fünf Jugendliche, die den Ort als eine Art
Ersatzkneipe nutzten. Strafbar war das im Sinn des
Infektionsschutzgesetzes nicht. Anzeigen habe es allerdings wegen der
Ruhestörung und einiger Beleidigungen gegeben, so die Polizei.

Ein Filmteam, das mit Dreharbeiten beschäftigt war, wurde von der
Polizei nur ermahnt. Die Filmleute waren demnach am Donnerstag in
Charlottenburg angetroffen worden. Etwa 35 Menschen seien an den
Dreharbeiten beteiligt gewesen, viele hätten einen Mundschutz
getragen. Einen strafrechtlichen Verstoß gegen das
Infektionsschutzgesetz habe die Polizei aber nicht festgestellt.
Trotzdem habe das Team die Dreharbeiten beendet, so die Polizei.

Auch in Parks kontrollierte die Polizei am Donnerstagnachmittag
wieder. Ob es größere Verstöße gab, war zunächst nicht bekannt. Z
war
waren etwa im Volkspark Friedrichshain viele Radfahrer,
Spaziergänger, Jogger, Skater und Kletterer unterwegs. Aber die
allermeisten blieben auf Abstand zu anderen Menschen. Nur eine Gruppe
Basketballer hielt sich auf einem eigentlich geschlossenen Feld nicht
an das neue Gesetz.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte am
Freitag im Inforadio des Rbb: «Viele haben begriffen, worum es jetzt
geht, dass man Kontakte so weit wie möglich vermeidet.» Es gebe aber
immer noch Menschen, «die eng zusammenstehen, feiern, die zu
Corona-Parties einladen».

Die Polizei will die Kontrollen in der Coronavirus-Krise vorerst
fortsetzen. «Wir haben in diesen Spezialstreifen weit über 100
Beamte, die jeweils tagsüber von 6.00 bis 18.00 Uhr und abends von
18.00 bis 6.00 Uhr unterwegs sind», sagte die Sprecherin. Dazu kämen
noch die üblichen Streifenwagen, die sich in ihrem normalen Dienst
ebenfalls um das Problem kümmern würden.

In Berlin sind Kneipen und Clubs seit dem 14. März geschlossen. Seit
dem 18. März mussten auch zahlreiche Geschäfte schließen, Restaurants

dürfen nur noch bis 18.00 Uhr öffnen.