Allein Zuhause: Wie Filme in der Corona-Isolation inspirieren können Von Aliki Nassoufis, dpa

Viele Menschen bleiben seit Tagen vermehrt Zuhause und haben weniger
Kontakt zu Familie und Freunden. Zeit allein - das kann durchaus eine
Herausforderung sein! Vielleicht helfen Erfahrungen aus Kinofilmen.

Berlin (dpa) - Keine Kinobesuche, keine Treffen mit Freunden und
überhaupt weniger Kontakte zu anderen Menschen - wegen der
Coronavirus-Krise bleiben derzeit sehr viele Menschen Zuhause und
steigen häufig auch aufs Arbeiten in den eigenen vier Wänden um. Doch
wie geht man mit dieser Zeit um, in der man nun plötzlich ziemlich
auf sich selbst gestellt ist? Singles trifft das besonders, doch auch
Paare und Familien werden merken, dass sie deutlich mehr Raum für
sich und ihre Gedanken haben. Auch in Kinofilmen spielen Isolation
und Einsamkeit eine große Rolle. Ein Überblick.

DAS LEBEN ORDNEN: Reese Witherspoon läuft in dem auf wahren
Begebenheiten basierenden Drama «Der große Trip - Wild» los, um 1600

Kilometer allein quer durch die USA zu wandern. Sie will ihre
Vergangenheit verarbeiten und mit sich selbst ins Reine kommen. So
einen Gewaltmarsch muss man jetzt zwar nicht starten, doch die
Erfahrungen von Filmfigur Cheryl Strayed sind durchaus eine
Inspiration. Schließlich können weniger äußere Eindrücke und weni
ger
Kontakte zu anderen tatsächlich helfen, sein Leben zu überdenken und
vielleicht sogar für die Zeit nach dem Virus neu zu ordnen. Was
brauche ich in meinem Leben wirklich? Was ist mir wichtig? Was möchte
ich künftig weglassen, was aber endlich mal anfangen?

NEUE KONTAKTE KNÜPFEN: Gut, mit einem hungrigen Tiger wollen wir
jetzt auch nicht allein sein! Doch das, was der junge Mann Pi in Ang
Lees Literaturverfilmung «Schiffbruch mit Tiger» bei seiner
Bootsüberfahrt über den Ozean erlebt, ist in Ansätzen auch auf die
heimische Isolation übertragbar. Denn Pi und der Tiger werden in
dieser Ausnahmesituation zu Partnern - möglicherweise knüpfen auch in
Deutschland Menschen nun unverhofft engeren Kontakt zu Nachbarn oder
einem zugelaufenen Haustier.

KIND SEIN: In der Verfilmung des Klassikers «Wo die wilden Kerle
wohnen» fängt US-Regisseur und Oscar-Gewinner Spike Jonze wunderbar
das Gefühl von Verlorensein ein, das einen als Kind schon ereilte.
Das ist aber nicht nur berührend und traurig, sondern macht auch Mut:
Dem kleinen Max und seinen Freunden tut es gut, manchmal einfach
loszulassen und wild zu spielen. Kind sein, laut singen, spielen,
umhertoben: Das könnte Anspannungen abbauen - und der Vorteil ist,
dass Zuhause ja eh kaum einer zuschauen und auslachen kann!

ANDEREN HELFEN: Als Kind hatte die kleine Amélie nur wenig Kontakt zu
anderen Menschen, selbst ihre Eltern vermieden Umarmungen oder andere
Liebkosungen. Auch als erwachsene Frau, in dem gefeierten Film «Die
fabelhafte Welt der Amélie» von Audrey Tautou verkörpert, kennt sie
das Gefühl von Einsamkeit noch gut. Amélie erkennt außerdem, wie vi
el
Freude es ihr darum macht, anderen zu helfen. Die Coronavirus-Krise
bringt ebenfalls viele Menschen näher zusammen: In zahlreichen
Ländern sind bereits Aktionen gestartet, um gerade Ältere zu
unterstützen und ihnen Hilfe anzubieten. Möglicherweise sind Nachbarn
dankbar, wenn man für sie einkauft, ihnen beim Lieferservice
ein Abendessen mitbestellt oder ihnen einen Skype-Account zum
Kontakthalten mit ihren Enkeln einrichtet.