THW, DRK & Co.: Hilfsorganisationen in der Corona-Krise Von Taylan Gökalp

Einkaufen für Nachbarn, Babysitten für Bekannte - freiwillige soziale
Dienste sind vor allem in der Corona-Krise gefragt. Aber auch das
Technische Hilfswerk, Rotes Kreuz und andere tragen zur Entlastung
bei.

Berlin (dpa) - Die Solidarität ist groß in diesen Tagen. Das zeigen
die vielen Zettel, auf denen sich Nachbarn in den Treppenhäusern der
Republik gerade Hilfe anbieten. Doch es sind nicht nur die
freiwilligen Einkaufstüten-Träger und die ehrenamtlichen Pfleger, die
zur Entlastung beitragen. Hilfe gibt es zum Beispiel auch vom
Technischen Hilfswerk (THW). Mit seinen Spezialgeräten fungiert es
als verlängerter Arm von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten.

Die Einsatzoptionen sind vielfältig. Beispielsweise kann das THW
helfen, Impfstellen einzurichten oder Menschen aus ihren Wohnungen
in Sicherheit zu bringen. Auch Notunterkünfte, Wasserentnahme-Stellen
und Internetanschlüsse stellt es bereit. In der Corona-Krise folgt
das THW einem Plan, der alle «Maßnahmen zur Aufrechterhaltung des
Dienstbetriebes und der Einsatzfähigkeit im Falle einer Pandemie»
regelt.

Grundlage dafür sind die Lageeinschätzungen von
Weltgesundheitsorganisation (WHO), Robert-Koch-Institut und
Bundesinnenministerium. Möglich wären zum Beispiel auch Einsätze an
deutschen Grenzposten. «Auf Anforderung kann das THW beispielsweise
die Bundespolizei unterstützen, etwa beim Ausleuchten von
Grenzkontrollen», heißt es beim Hilfswerk.

Auch die großen Hilfsorganisationen wie Rotes Kreuz (DRK),
Johanniter, Caritas, Malteser oder Arbeiter-Samariter-Bund (ASB)
mobilisieren ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter. Der ASB rief seine
Mitglieder sogar zur Hilfe bei der Kinderbetreuung auf. Das DRK
stellt Mitarbeiter, Material und Fahrzeuge für mobile Tests bereit.
Zudem sind drei mobile Arztpraxen im Einsatz. Einige Landesverbände
betreiben Fieberambulanzen und Quarantänestationen.

Auch die Johanniter machen vereinzelt bei Teststellen mit. Eine
besondere Idee hatte die Caritas im nordrhein-westfälischen Kreis
Heinsberg, der mit mehr als 760 Infektionen besonders betroffen ist.
Die Erzieher in Ganztagsschulen, die nun geschlossen sind, betreuen
jetzt die Kinder der Kollegen in den Pflegeeinrichtungen. «Die
Erzieher und Betreuer sind Gott sei Dank auch alle dazu bereit. Da
herrscht große Bereitschaft, uns zu unterstützen», so Marion Peters
vom örtlichen Caritas-Vorstand.

Nicht alle Mitglieder in den Hilfsorganisationen sind Pfleger und
Ärzte, was zu Herausforderungen führt. Bei der Caritas etwa könnten
viele Einrichtungen nicht normal arbeiten oder seien ganz
geschlossen, erläutert Sprecherin Mathilde Langendorf. «In der Pflege
und im ärztlichen Bereich beziehungsweise Krankenhaus arbeiten
hochqualifizierte Kräfte, die nicht einfach ersetzt werden können.»

Das DRK sieht zahlreiche gemeinnützige Einrichtungen durch die
Coronavirus-Krise in ihrer Existenz bedroht und setzt auf die Hilfe
der Politik. «Viele Einrichtungen der Tagespflege müssen geschlossen
werden, ambulante Pflegedienste können zum Teil wegen fehlender
Schutzkleidung ihrer Aufgabe nicht mehr nachgehen», sagte
DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt. Weil die Träger gemeinnützig
seien, könnten sie nur begrenzt Rücklagen bilden und seien bei
Einnahmeausfällen schnell von Insolvenzen bedroht.

Hasselfeldt betonte, sie begrüße die Anstrengungen der
Bundesregierung im Kampf gegen das Coronavirus. «Die Freie
Wohlfahrtspflege mit ihren ehrenamtlichen und hauptamtlichen
Strukturen darf jetzt jedoch nicht vergessen werden. Sie ist
elementar für die Daseinsvorsorge vor allem für die Schwachen und
Benachteiligten in unserer Gesellschaft und dringend auf
Unterstützung angewiesen.»

Manchmal melden sich auch nicht ausgebildete Helfer, um Unterstützung
anzubieten. Ohne Grundausbildung könnten sie für Dienste im
Katastrophenschutz jedoch nicht eingesetzt werden, sagt Klaus Walraf
von den Maltesern. Caritas-Sprecherin Langendorf sagt, nicht jeder
könne von heute auf morgen Pflegefachkraft werden. Es gebe aber
Tätigkeiten, die von Ungelernten übernommen werden könnten. «Zum
Beispiel zeitaufwendige Desinfizierungsarbeiten, die im Kampf gegen
das Virus extrem wichtig sind.»

Bei aller Hilfsbereitschaft gilt jedoch grundsätzlich: Sicherheit
geht vor. Um die Ansteckungsgefahr für beide Seiten gering zu halten,
müssen die ehrenamtlichen Mitarbeiter - zum Beispiel der Malteser -
ihre Arbeit umstellen. Besuchsdienste für ältere, kranke und allein
lebende Menschen werden nun zu «Telefonbesuchen». Auch gemeinsame
Einkäufe gebe es vorerst nicht mehr. Walraf sagt: «Jetzt kaufen nur
wir ein. Oder holen Rezepte beim Hausarzt ab, kaufen das Medikament
in der Apotheke und bringen es an die Haustür.»