Arbeitsagenturen werden von Anfragen zu Kurzarbeit überrollt

Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Die Arbeitsagenturen in Hessen erhalten
derzeit täglich Tausende Beratungsanfragen zur Kurzarbeit, die in
vielen Betrieben infolge der Corona-Krise diskutiert wird. Allein in
der laufenden Woche seien 7300 Anträge eingegangen, teilte die
Regionaldirektion Hessen am Freitag mit. In den ersten beiden Monaten
dieses Jahres hatte es erst 219 Anzeigen gegeben.

«In dieser Dimension haben wir das noch nie erlebt», sagte der Chef
der Direktion Hessen, Frank Martin, der Deutschen Presse-Agentur. Man
setze alles daran, die Anzeigen schnell zu bearbeiten und die Anträge
auf Kurzarbeitergeld entgegenzunehmen. Das Personal sei bereits
massiv verstärkt worden und werde täglich weiter hochgefahren. «Wir
stemmen uns dagegen, dass aus einer vorübergehenden Stilllegung eines
Betriebs eine Insolvenz oder Entlassungen entstehen.»

Arbeitnehmer sollten sich allerdings in erster Linie an die
Personalabteilungen ihrer Arbeitgeber wenden, erklärte Martin.
Kurzarbeit könne ausschließlich von den Unternehmen beantragt werden.
Dazu sei gesetzlich ein dreistufiges Verfahren zwingend
vorgeschrieben. «Eine Kurzberatung durch uns, die auch telefonisch
erfolgen kann, der formale Antrag und zeitversetzt dann die
Abrechnung der tatsächlich von Kurzarbeit betroffenen Personen.» Die
Agenturen hätten dazu eine Arbeitgeber-Hotline geschaltet und
begleiten die Unternehmen durch den Prozess. Selbstständige könnten
kein Kurzarbeitergeld beantragen.

Mit der gesetzlichen Neuregelung gebe es weitere Hilfen für Betriebe,
wie Martin erläuterte. Sie können rückwirkend zum 1. März 2020
Kurzarbeitergeld nutzen, wenn mindestens zehn Prozent der
Beschäftigten einen Arbeitsentgeltausfall von mehr als zehn Prozent
haben. Zudem werden die Sozialbeiträge zu 100 Prozent von der BA
übernommen.

Die Krise hat die Aussichten für den hessischen Arbeitsmarkt
eingetrübt, sagte Martin. «Die Arbeitslosigkeit wird nicht sinken,
sondern wahrscheinlich ansteigen und auch den Trend des steten
Beschäftigungswachstums werden wir in Hessen wohl nicht halten
können.» Die Veränderungen würden wahrscheinlich erst in der
April-Statistik deutlich sichtbar. Finanziell sei die Bundesagentur
(BA) allerdings gut vorbereitet. Sie könne bei Bedarf auf die
Konjunkturreserve von derzeit 26 Milliarden Euro zurückgreifen.