CDU-Innenpolitiker: Flüchtlinge statt Erntehelfer aus EU-Staaten

Berlin (dpa) - Anstatt im großen Stil Erntehelfer aus EU-Ländern wie
Rumänien einzufliegen, sollte man aus Sicht des CDU-Innenpolitikers
Mathias Middelberg Flüchtlinge für den Einsatz auf den Feldern
gewinnen. Viele bereits gebuchte Erntehelfer aus Osteuropa könnten
wegen der Reisebeschränkungen in Zusammenhang mit der Corona-Krise
ihre Arbeitsplätze in Deutschland nicht erreichen, sagte Middelberg
der Deutschen Presse-Agentur. Deshalb könnten die Landwirte
hierzulande absehbar in eine schwierige Lage geraten.

«Gegenwärtig stehen in Deutschland über 600 000 Personen aus den
wesentlichen Asylherkunftsländern dem Arbeitsmarkt unmittelbar zur
Verfügung», erklärte der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion.

In dieser Lage sollten die regionalen Jobagenturen jetzt verstärkt
die Integration anerkannter Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt
vorantreiben. Zudem dürften auch Asylbewerber, die noch keine
Anerkennung haben, bereits nach drei Monaten Aufenthalt in
Deutschland arbeiten. Auf dieses erhebliche Potenzial an
Arbeitskräften solle jetzt zurückgegriffen werden, schlug Middelberg
vor. Schließlich seien viele Geflüchtete ohnehin motiviert, eine
Beschäftigung aufzunehmen.

Nach Angaben des Bundesagrarministeriums sollen Erntehelfer für die
Landwirtschaft aus direkten Nachbarländern trotz strengerer
Grenzregelungen wegen der Corona-Krise weiter nach Deutschland kommen
können. Zur Einreise müssten sie Unterlagen wie Arbeitsverträge,
Auftragsunterlagen und Grenzgängerkarten vorweisen. Viele
Landwirtschaftsbetriebe befürchten kurz vor der Spargelsaison
Engpässe bei Erntehelfern. Saisonarbeiter fragen sich auch, ob und
wie sie angesichts der Corona-Lage wieder heimkehren können.

Damit auch Saisonkräfte aus Staaten kommen können, die durch
Nachbarländer Deutschlands wie etwa Ungarn hindurchreisen müssten,
bemüht sich Ministerin Julia Klöckner (CDU) um flexible Regelungen.

Einem «Bild»-Bericht zufolge machte sie in einem Schreiben an den
Chef des Bundeskanzleramts entsprechende Vorschläge. Darin heißt es
demnach: «Bei andauernden Schwierigkeiten, genügend
Saisonarbeitskräfte zu bekommen, ist es sinnvoll, die Attraktivität
der Landwirtschaft, des Garten und Weinbaus für geeignete
Arbeitskräfte im Inland und auch die Vermittlungstätigkeit zu
erhöhen. Dieses Angebot sollte an Kurzarbeitende, aber auch an
Arbeitslose und anerkannte Asylbewerber, die noch nicht über eine
Arbeitserlaubnis verfügen, gerichtet sein.»