Italien meldet mehr Tote als China bei Coronavirus-Pandemie

Alle Sperrmaßnahmen haben noch keinen richtig spürbaren Effekt. In
Italien sterben in der Corona-Krise immer noch Hunderte Menschen pro
Tag. Jetzt überrundet das EU-Land sogar China - zumindest nach den
offiziell gemeldeten Zahlen - und meldet weltweit die meisten Toten.

Rom (dpa) - Italien hat im Zuge der Coronavirus-Pandemie mehr
Todesfälle als China gemeldet und ist damit das Land auf der Welt mit
den meisten offiziell gemeldeten Toten. Bisher seien 3405 mit dem
Erreger infizierte Menschen gestorben, teilte der Zivilschutz am
Donnerstag in Rom mit. Inwieweit die offizielle Statistik in China
die wahre Lage widerspiegelt und wie hoch die Dunkelziffer dort ist,
ist allerdings unklar. So hatte China mehrfach mit Änderungen bei der
Zählweise der Infektionen für Verwirrung bei internationalen
Beobachtern gesorgt. Auch in Italien wird mit einer hohen
Dunkelziffer gerechnet.

China beklagt täglich noch immer neue Todesfälle. Am Donnerstag
kamen nach offiziellen Daten acht Tote hinzu, womit die Gesamtzahl
der Opfer auf 3245 Fälle stieg. Insgesamt wurden auf dem chinesischen
Festland 80 928 Infizierte registriert, von denen sich mehr als
66 000 wieder erholt haben. In Italien liegt die Zahl der gemeldeten
Infizierten mittlerweile bei über 41 000. Am Vortag waren es noch
rund 35 700. Die Zahl der Toten in Italien stieg innerhalb eines
Tages um 427.

Das EU-Land hat drastische Maßnahmen verhängt. Diese sollen nun auch
verlängert werden. Ursprünglich waren Schulschließungen und
Ausgangssperren bis 3. April angesetzt - es wird erwartet, dass die
Regierung diese bald ausweitet.

Die Zahl der Toten ist in Italien im Vergleich zu den offiziell
gemeldeten Infizierten auffällig hoch. Dafür könnte es mehrere Grün
de
geben: Italien hat eine der ältesten Bevölkerungen weltweit. Zudem
wohnen viele Großeltern mit ihren Kindern und Enkeln im Haus oder
sind mehr als zum Beispiel in Deutschland in das tägliche Leben
eingebunden. Daher sind Ansteckungen einfacher. Auch gehen Experten
davon aus, dass die Dunkelziffer bei den Infizierten wesentlich höher
ist als angegeben, viele mild oder symptomlos verlaufende Fälle
werden nicht erfasst.