Finanzspritze für kleine Firmen - Schulen und Kitas länger zu Von Markus Klemm, dpa

In ihrer Existenz bedrohte Selbstständige und Kleinunternehmer können
hoffen, zumindest ein bisschen. Hamburg will ihnen mit mindestens
2500 Euro unter die Arme greifen. Die Schulen und Kitas der Stadt
bleiben wegen der Corona-Pandemie nun drei Wochen länger geschlossen.

Hamburg (dpa/lno) - Wegen der Corona-Pandemie in Not geratene
Selbstständige und Kleinunternehmer erhalten in Hamburg Hilfe von der
Stadt. Sie bekommen gestaffelte Zuschüsse von 2500 Euro für
Ein-Mann-Betriebe und bis zu 25 000 Euro für Unternehmen mit 51 bis
250 Mitarbeitern, wie die Senatoren Andreas Dressel (Finanzen),
Carsten Brosda (Kultur/beide SPD) und Michael Westhagemann
(Wirtschaft/parteilos) am Donnerstag in Hamburg mitteilten.
Schulsenator Ties Rabe und Sozialsenatorin Melanie Leonhard (beide
SPD) verlängerten unterdessen die Schul- und Kitaschließungen bis zum
19. April. Ursprünglich sollten die Einrichtungen Ende März wieder
öffnen.

Ein vorläufiges Zehn-Punkte-Programm, das in Teilen noch am Freitag
vom Senat beschlossen werden muss, enthält zudem weitere Maßnahmen
wie Kredite und Stundungen von Steuern, Gebühren und Gewerbemieten in
städtischen Gebäuden. Dabei sollen die Zins- und Tilgungsbedingungen
für Kredite so ausgestaltet werden, dass sie Unternehmer möglichst
wenig belasten - bis an die Grenze des rechtlich Zulässigen. Anträge
könnten von kommender Woche an gestellt werden. Über die Kosten
machte Finanzsenator Dressel keine konkreten Angaben. Er rechne
jedoch mit einem hohen zweistelligen Millionenbetrag.

«Die Hilfe dieses Schutzschirms geht an diejenigen Unternehmen und
Selbstständigen, die von den Generalverfügungen des Senats betroffen
sind», sagte Dressel. Das seien zum Beispiel Einzelhändler oder
Wirte, die ihre Läden und Restaurants schließen mussten. Nicht
berechtigt seien Unternehmen, die weiterarbeiten können, also zum
Beispiel Internet-Startups. Zusätzlich stellte Dressels Behörde zehn
Millionen Euro für die Personal- und Sachausstattung der
Gesundheitsämter bereit und 25 Millionen Euro für ein Hilfspaket
Kultur.

Schüler und Kita-Kinder müssen nun wegen der Corona-Pandemie bis zum
19. April drei Wochen länger zuhause bleiben als geplant. «Es macht
Sinn, nach Schleswig-Holstein nachzuziehen, weil doch viele Familien
in der Metropolregion leben», sagte der Sprecher der Schulbehörde,
Peter Albrecht, der Deutschen Presse-Agentur. Die offiziell bereits
am 16. April beginnenden Abiturprüfungen in der Hansestadt sollen
aber nicht verschoben werden.

Laut Sozialbehörde ist eine Notbetreuung an den Kitas weiter
gewährleistet, wobei diese - anders als an den Schulen - nur für
Kinder von Eltern mit sogenannten systemrelevanten Berufen gilt. Dazu
zählen etwa Mediziner, Polizisten oder Feuerwehrleute. Ein
Behördensprecher sagte, Kita-Träger und Kindertagespflege-Personen
würden bereits eingezogene Elternbeiträge nun erstatten. «Für uns
alle ist diese Situation fordernd. Für Hamburgs Eltern gilt das aber
in besonderem Maße», sagte Leonhard. «Wir haben deswegen die
Kita-Träger informiert, dass wir für die während der Notbetreuung
eigentlich anfallenden Elternbeiträge aufkommen werden.»

Die Zahl der an Covid-19 erkrankten Hamburger stieg unterdessen
weiter. Insgesamt seien seit Mittwoch 92 neue Fälle von Erkrankungen
mit dem neuartigen Coronavirus bestätigt worden, teilte der Senat
mit. Damit sei die Zahl der in der Hansestadt gemeldeten Fälle auf
nunmehr 506 gestiegen. Unter den Infizierten sind 18 in stationärer
Behandlung, vier befinden sich auf einer Intensivstation. Am Vortag
waren elf Personen in stationärer Behandlung, davon zwei auf einer
Intensivstation. Der Senat rechnet wegen der deutlich steigenden Zahl
an Tests auch vieler Rückkehrer aus Risikogebieten mit einem weiteren
deutlichen Anstieg positiv getesteter Frauen und Männer.

Die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie in den fünf
Küstenländern befürchten nach einer Umfrage des Arbeitgeberverbands
Nordmetall drastische Folgen durch die Ausbreitung des neuen
Coronavirus. «Die Ergebnisse sind äußerst besorgniserregend», sagte

Hauptgeschäftsführer Nico Fickinger in Hamburg der Deutschen
Presse-Agentur. 95 Prozent von 164 befragten Betrieben gehen von
einer Verschärfung der Lage in den nächsten sechs Wochen aus, 54
Prozent sogar von einer drastischen Verschärfung. Nur sechs Prozent
erwarten, dass sie die Verluste noch in diesem Jahr wieder wettmachen
können, 38 Prozent im nächsten Jahr und 20 Prozent noch später oder
gar nicht. Der Rest sieht sich nicht zu einer Prognose in der Lage.

Der Flughafen Hamburg will seine Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken.
«Wir stellen uns darauf ein, dass wir in den nächsten Wochen
höchstens zehn Prozent des Normalbetriebes sehen werden», sagte
Flughafen-Chef Michael Eggenschwiler. Für Rückführungsflüge,
Frachtflüge, medizinische Flüge und die restlichen Angebote der
Fluggesellschaften sei Hamburg Airport weiter im Einsatz. «Der
Umsatzrückgang für den Flughafen liegt im zweistelligen
Millionenbereich», sagte Eggenschwiler. Um den Schaden zu begrenzen,
werde die Hamburg Airport Gruppe Kurzarbeit anmelden.

Die Pandemie wirbelt auch die Planungen der Handelskammer
durcheinander. So kann sich die neue Plenarversammlung vorläufig
nicht zu ihrer konstituierenden Sitzung treffen und damit auch kein
neues Präsidium wählen. Für die am 2. April geplante Sitzung würden

keine Einladungen versandt, teilte die Kammer mit. Das habe das
amtierende Präsidium in eigener Verantwortung unter Abwägung der
Gesundheitsrisiken entschieden. Die Geschäfte der Kammer würden von
den hauptamtlichen Mitarbeitern sowie vom abgewählten Präsidium
weitergeführt.

Wegen des Mangels an medizinischen Desinfektionsmitteln stellt der
Kosmetik-Konzern Beiersdorf nun in einem ersten Schritt mindestens
500 Tonnen davon in seinen Werken Hamburg, Waldheim (Sachsen) und
Tres Cantos bei Madrid her. In Zusammenarbeit mit den Behörden sollen
die Mittel Institutionen und Berufsgruppen zur Verfügung gestellt
werden, die gegen das Coronavirus im Einsatz sind, teilte Beiersdorf
in Hamburg mit.

Erstmals seit Tagen ist unterdessen die Zahl der Anrufe bei der
überlasteten Arzthotline 116117 nach Angaben der Kassenärztlichen
Vereinigung in Hamburg gesunken. Am Mittwoch habe es mit gut 18 000
Anrufen zum ersten Mal seit fünf Tagen einen Rückgang gegeben, sagte
ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor waren es etwa 23 000
Anrufe. Bei dem Arztruf arbeiten den Angaben zufolge 11 Mitarbeiter,
weitere 14 stünden in Reserve.

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), ehedem Oberarzt am
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), würde in Zeiten der
Coronakrise ab und an gerne wieder in seinen Medizinerberuf wechseln.
«Am liebsten würde ich manchmal meinen weißen Kittel wieder anziehen

und mitmachen. Aber jetzt habe ich eine andere Aufgabe und sorge im
Rathaus dafür, dass die notwendigen Maßnahmen für unsere Stadt
getroffen werden», sagte er dem «Hamburger Abendblatt» (Donnerstag).

Für seine politische Arbeit helfe ihm sein medizinischer Hintergrund,
die Sachverhalte, auf die es jetzt ankomme, schnell zu verstehen und
einzuordnen, zum Beispiel die Empfehlungen der Virologen.

Wegen eines positiv auf das Virus getesteten Feuerwehrmanns ist seine
komplette Wache samt Fahrzeugen desinfiziert worden. Er und seinen
Kollegen der Wachabteilung am Berliner Tor seien in häusliche
Quarantäne geschickt worden, sagte ein Feuerwehrsprecher. Eine andere
Abteilung habe den Dienst übernommen.