Tui sagt Reisen bis 23. April ab - Sechs Monate Kurzarbeit

Es werden schwierige Monate für Tui und die Kunden. Die
Corona-Pandemie erzwingt eine längere Aussetzung des Reiseprogramms,
viele Beschäftigte müssen bis zum Herbst in Kurzarbeit. Gibt es
Staatshilfen für den Konzern?

Hannover (dpa) - Tui Deutschland verlängert die Absage sämtlicher
Reisen wegen der Corona-Pandemie bis zum 23. April und schickt viele
Mitarbeiter demnächst für bis zu ein halbes Jahr in Kurzarbeit. Das
Unternehmen teilte am Donnerstag mit, dass Kunden, deren gebuchte
Reisen in die Osterferien gefallen wären, entsprechend informiert
würden. Es könne dabei aber zu zeitlichen Verzögerungen kommen, «da

die Vielzahl der Reisebuchungen nach Abreisedatum bearbeitet werden».

Der weltgrößte Reiseanbieter aus Hannover hatte zum Wochenbeginn
schon alle Reisen bis zunächst zum 27. März ausgesetzt. Nun werden
vier Wochen drangehängt. Der reguläre Flug-, Hotel- und
Kreuzfahrtbetrieb ist inzwischen eingestellt. Es gibt jedoch
zahlreiche Heimflüge, mit denen sich Tui am Rückholprogramm der
Bundesregierung für gestrandete Touristen beteiligt. Man arbeite
«rund um die Uhr daran, alle Urlauber wieder sicher und zuverlässig
nach Hause zu bringen», sagte Geschäftsführer Marek Andryszak.

Für zahlreiche Beschäftigte wurde wegen der schwierigen Geschäftslage

durch die Corona-Krise Kurzarbeit vereinbart. Die Regelung greife für
die Zeit vom 1. April bis zum 30. September, hieß es in einer
Information von Konzernbetriebsratschef Frank Jakobi an die
Mitarbeiter. Das Unternehmen will demnach über die gesamte Phase
verschieden hohe Anteile von Kurzarbeit in verschiedenen Bereichen
einführen: Es soll etwa für bestimmte Teile der Belegschaft in den
Reisebüros oder im Veranstaltergeschäft bestimmte Quoten geben. Über

Einzelheiten hierzu werde derzeit noch verhandelt, hieß es.

Tui ist - wie viele andere Reiseunternehmen, Fluggesellschaften oder
Betriebe aus dem Gastgewerbe - aufgrund der globalen Verbreitung des
neuen Coronavirus erheblich in Bedrängnis geraten. Konzernchef Fritz
Joussen muss zudem mit einem Sparkurs auf die wegbrechende Nachfrage
reagieren, Investitionen ohne vertragliche Bindungen und nicht
unbedingt notwendige Ausgaben liegen auf Eis. «Wir müssen jetzt unser
Geld zusammenhalten», hatte er in der vergangenen Woche gesagt. Das
Liquiditätspolster betrug zuletzt 1,4 Milliarden Euro.

Seit Dienstag holen reguläre Tui-Flugzeuge sowie Sondermaschinen und
Flieger mit Extrakontingenten festsitzende Touristen nach
Deutschland. Tui nimmt mit Lufthansa und Condor auch an einem
Programm des Auswärtigen Amtes teil, es ist die größte Rückholaktio
n
für Deutsche in der Geschichte der Bundesrepublik.

Zahlreiche Länder haben inzwischen wegen der Virusausbreitung Grenzen
dicht gemacht und Flugverbindungen gekappt. Da Deutschland inzwischen
zu den Hauptrisikoländern gehört, sind Bundesbürger besonders stark
von den Einschränkungen betroffen. Außenminister Heiko Maas (SPD)
hatte deswegen angekündigt, Deutsche aus den Ländern zurückzuholen,
aus denen es keine regulären Flüge mehr gibt.

Die Reisebranche rechnet mit enormen Umsatzausfällen. Nach
Hochrechnungen des Branchenverbandes DRV summieren sich die Einbußen
bei Veranstaltern und Reisebüros allein bis Ende April auf mehr als
4,8 Milliarden Euro. Der Finanzbedarf werde weiter steigen, wenn die
Krise andauere, warnte der DRV am Donnerstag. «Ein Schutzschirm für
die Reisewirtschaft ist jetzt dringend notwendig. Die Politik ist
gefordert, diese Umsatzausfälle mit einer Beihilfe auszugleichen.»