Pandemie: Breitenbach will Rettungsschirm für Obdachlose

Bleiben Sie zu Hause! Dieser Ratschlag kann für Obdachlose wie Hohn
klingen. Berlin will deshalb Kältehilfe-Angebote nicht nur über den
April hinaus verlängern, sondern aufwerten. Allein schon für besseren
Infektionsschutz.

Berlin (dpa/bb) - Berlins Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke)
will obdachlosen Menschen in der Hauptstadt nach dem Auslaufen der
Kältehilfe neue Unterkunftsangebote machen. «Wir brauchen auch für
sie einen Rettungsschirm», sagte Breitenbach am Donnerstag der
Deutschen Presse-Agentur. «Wir können ja nicht sagen: «Liebe Leute
bleibt alle Zuhause. Und bei den Obdachlosen sagen wir: Ok, die
Kältehilfe ist vorbei. Tschüss, bis nächstes Jahr.» Das werde so
nicht funktionieren. «Wir müssen ihnen so etwas wie ein Zuhause
bieten.»

Deshalb würden gerade bei drei Unterkünften neue Mietverträge
geprüft, weil die aus der Kältehilfe bis Anfang April sukzessive
ausliefen. Das Angebot solle allein schon aus Infektionsschutzgründen
deutlich über eine Notübernachtung hinausgehen, betonte Breitenbach.
«Wir brauchen hier dauerhafte Wohnplätze in Zimmern, hauptamtliche
Sozialarbeitende, ein Catering, Security, Drogenhilfe und auch eine
extra Betreuung für psychisch kranke Menschen», ergänzte die
Senatorin.

Insbesondere die Suchtproblematik müsse dabei mit im Blick bleiben.
«Ohne eine kontrollierte Drogenabgabe fliegt uns solch ein Haus um
die Ohren. Oder die Leute sind ständig unterwegs. Und wir wollen ja
den Infektionsschutz erhöhen.»

«Wir sind mit verschiedenen sozialen Trägern im Gespräch, damit sie
mit ihren Beschäftigten Pools bilden», erläuterte Breitenbach. Durch

das Ende der Kältehilfe würden erfahrene, hauptamtliche Mitarbeiter
frei. Der Plan sei, sie an festen Orten zusammenzuziehen. Wie viele
Obdachlose solche Angebote annähmen, sei dabei im Moment unwägbar.

Die Kältehilfe werde jetzt schon planmäßig heruntergefahren. «Dazu

kommt, dass die Nachtcafés, in denen Menschen eng auf eng sitzen,
sich da jetzt schon und auch zu Recht rausgezogen haben», sagte
Breitenbach. «Da ist einfach eine enorm hohe Infektionsgefahr.»

Dazu gebe es auf Berlins Straßen zunehmend weniger Menschen. Damit
fielen für Obdachlose auch das Flaschensammeln als Einnahmequelle
sowie Bettel-Möglichkeiten weg. «Ich kann nicht sagen, Geld spielt
bei möglichen neuen Angeboten für Obdachlose keine Rolle», sagte
Breitenbach. Sie sehe Berlin aber in der Lage, solche Pläne
umzusetzen.

Wegen der Corona-Krise hat die Diakonie Deutschland bereits eine
Spendenaktion für wohnungslose Menschen gestartet. «Sie sind in den
jetzigen Corona-Zeiten besonders gefährdet, da sie keine Chance
haben, soziale Kontakte zu reduzieren», sagte Diakonie-Präsident
Ulrich Lilie. Hinzu komme, dass viele Angebote wie Mittagstische zum
Teil geschlossen seien und die Tafeln auch immer weniger Lebensmittel
zum Verteilen hätten und schließen müssten. Mit den Spenden sollten
beispielsweise Tagesaufenthalte, Wohnungslosenheime und
Nothilfemaßnahmen für obdachlose Menschen unterstützt werden.