Après-Ski-Parties in Schweden sorgen für Diskussionen

Stockholm (dpa) - Die schwedische Regierung gerät in die Kritik, weil
sie im Kampf gegen das Coronavirus einen laxeren Kurs fährt als die
anderen nordischen Länder. Für EU-Bürger sind die Grenzen weiterhin
offen. Die Grundschulen und die Kindergärten in Schweden sind weiter
in Betrieb, alle Läden dürfen geöffnet bleiben und in den Skizentren

vergnügen sich die Urlauber auf der Piste und beim Après-Ski.

Bislang gilt die Grenze, dass alle Veranstaltungen mit mehr als 500
Menschen verboten sind. Im Skiort Sälen wurde am Wochenende dennoch
ausgiebig gefeiert. Der Veranstalter versicherte im Fernsehen, dass
man sich an die Vorgaben halte und dass zur Après-Ski-Party nicht
mehr als 499 Personen eingelassen würden.

Nun hat die Skiregion Jämtland Härjedalen die Gesundheitsbehörden
gebeten, strengere Vorgaben zu erlassen. Denn besonders zu Ostern
wird ein großer Ansturm an Touristen erwartet. Sofia Leje vom
ärztlichen Dienst in Åre sagte am Donnerstag dem SVT, aus
medizinischer Sicht müssten die Skianlagen geschlossen werden. «Wir
müssen die Touristenflut stoppen. Es ist wichtig, dass wir von den
Erfahrungen anderer Skiorte in Europa lernen, wo sich die Infektion
ausgebreitet hat.» Davon abgesehen könnte ihr ärztliches Personal
einen großen Ansturm an Patienten nicht bewältigen.

Auf der anderen Seite der Grenze, in Norwegen, sind die Skigebiete
verwaist. Norwegen hat seinen Einwohnern sogar verboten, zu ihrer
Hütten zu fahren, eben weil dort die medizinische Hilfe nicht
gewährleistet ist.

Am Donnerstag gab es in Schweden rund 1400 registrierte Fälle von
Covid-19. Vor allem in der Hauptstadt verbreitet sich das Virus
rasch. «Stockholm bereitet sich auf eine enorme Pandemie vor», sagte
Johan Styrud von Stockholms Ärzteverband am Donnerstag gegenüber SVT.
Geplante Operationen seien eingestellt worden, weil man sich in den
Krankenhäusern darauf vorbereite, mehr Covid-19 Infizierte
aufzunehmen. Im ganzen Land gebe es nur 523 Intensivbetten.

Der Staatsepidemiologe Anders Tegnell, der die Regierung berät,
empfahl den Schweden, die Hauptstadtregion zu meiden.