Gladbacher Gehaltsverzicht - Formel 1 startet nicht vor Juni Von Wolfgang Müller, dpa

Die Einschnitte im Sport in der Coronakrise werden immer tiefer.
Erste Vereine und Funktionäre kündigen einen Gehaltsverzicht an.
Zunehmend heftiger wird über die Olympischen Spiele in Tokio
debattiert. Die Formel 1 verlängert ihre Zwangspause.

Berlin (dpa) - Fußball-Bundestrainer Joachim Löw, DFB-Direktor Oliver
Bierhoff, BVB-Chef Hans-Joachim Watzke oder die Profis von Borussia
Mönchengladbach: Im Zeichen der Coronavirus-Pandemie haben die ersten
Protagonisten im Profisport angekündigt, freiwillig auf Teile ihres
Gehalts zu verzichten. In der Diskussion um die Olympischen Spiele in
Tokio wird die Kritik von Athletinnen und Athleten immer lauter. Auch
die Formel 1 wird noch mehr eingebremst.

GLADBACHER GEHALTSVERZICHT

Als erster Fußball-Profiverein in Deutschland hat Borussia
Mönchengladbach angekündigt, dass die Spieler freiwillig auf Teile
ihres Gehalts verzichten. «Der Trainerstab hat sich dem
angeschlossen, genau wie unsere Direktoren und Geschäftsführer»,
sagte Sportchef Max Eberl am Donnerstag und betonte: «Ich bin sehr
stolz auf die Jungs. Wir stehen zusammen für Borussia, in guten wie
in schlechten Zeiten. Sie wollen etwas an Borussia zurückgeben und
damit auch an all die Fans, die uns unterstützen.» Nach Informationen
der «Rheinischen Post» soll der Club monatlich deutlich mehr als eine
Million Euro einsparen. Spieler und führende Angestellte wollen
angesichts der Coronakrise und der Spielpause in der Bundesliga
anderen Angestellten des Clubs Jobs und Einkommen sichern.

WENIGER GELD AUCH FÜR LÖW, BIERHOFF, WATZKE

Gegenüber DFB-Präsident Fritz Keller (62) haben Bundestrainer Joachim

Löw (60) und DFB-Direktor Oliver Bierhoff (51) ihre Bereitschaft
angedeutet, auf einen Teil ihres Gehaltes verzichten zu wollen.
Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, so hat es der
«Kicker» aus Dortmunder Vereinskreisen erfahren, hat eine Reduzierung
seines Gehalts von einem Drittel vorgeschlagen - so lange der Ball in
der Bundesliga nicht rollt. Anfang der Woche hatte Bayerns
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) den Solidaritätsbeitrag der
Fußball-Profis ins Spiel gebracht.

OLYMPISCHES FEUER IST DA - ABER KOMMEN AUCH DIE SPIELE?

In einer Mini-Zeremonie vor leeren Rängen übergab das Griechische
Olympische Komitee (HOC) am Donnerstag das Olympische Feuer an die
Organisatoren der kommenden Spiele in Tokio. «Wir hoffen, dass das
Olympische Feuer das Virus auslöscht», sagte HOC-Präsident Spyros
Kapralos im Panathinaikon Stadion, dem Austragungsort der ersten
Spiele der Neuzeit 1896. Das Feuer wird nun in einer Sonderlampe per
Flugzeug nach Japan gebracht. «Am 24. Juli wird das Feuer in Tokio
entfacht», versicherte Yoshiro Mori, der Präsident des
Tokio-Organisationskomitees, in einer Video-Botschaft. Doch allen
Dauer-Beteuerungen der Organisatoren und des Internationalen
Olympischen Komitees zum Trotz wachsen Zweifel und Kritik täglich.

«Ich fordere nicht, die Olympischen Spiele abzusagen. Aber wir müssen
vor allem Menschlichkeit zeigen und können nicht einfach so
weitermachen», sagte die viermalige Olympiasiegerin Hayley
Wickenheiser (41), einst weltbeste Eishockeyspielerin und seit 2014
IOC-Mitglied, dem «Spiegel». «Wir sollten zunächst als
verantwortungsvolle Weltbürger handeln, erst dann als Sportler oder
IOC-Mitglieder.»

Sportrechtler Michael Lehner plädiert für eine zügige Absage. «Das

wäre ein Signal an die Welt», sagte der 65-Jährige dem «Mannheimer

Morgen». «Ich kann doch nicht hier selbst die kleinen Fußballspiele
absagen, über Ausgangssperren nachdenken, die Schulen und Unis
schließen und dann meinen, ich könnte im Juli Big Games machen.»

FORMEL 1 STARTET FRÜHESTENS IM JUNI

Die Formel 1 muss wegen der Corona-Pandemie auch ihre drei geplanten
Mai-Rennen in den Niederlanden, Spanien und Monaco verschieben. Die
Rennserie und der Weltverband Fia hoffen nun, dass die Saison «nach
dem Mai» beginnen könne, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung am
Donnerstag. Die Entscheidung sei gemeinsam mit den Rennveranstaltern
in Zandvoort, Barcelona und Monte Carlo getroffen worden.

In der vergangenen Woche war der Saisonstart in Melbourne kurzfristig
abgesagt worden, nachdem es einen Coronavirus-Fall beim britischen
Rennstall McLaren gab. Danach waren auch die Grand Prix in Bahrain
und Vietnam auf einen noch unbestimmten Zeitpunkt verschoben worden.
Das als vierter WM-Lauf geplante Rennen in China war bereits vorher
verlegt worden. Ursprünglich sollten in diesem Jahr 22 Grand Prix
gefahren werden, das wäre ein Rekord gewesen.

FUSSBALLPAUSE IN ENGLAND BIS ENDE APRIL

Die durch die Coronakrise bedingte Fußballpause in England wird
verlängert. Der englische Fußballverband FA gab am Donnerstag
bekannt, dass der Ball bis mindestens zum 30. April ruhen werde.
Darauf einigte sich die FA mit der Premier League, der für die
unteren Ligen zuständigen EFL sowie der Professionellen
Spielergewerkschaft und dem englischen Trainerverband.

Im Regelwerk der FA steht eigentlich, dass die Fußballsaison in
England nicht später als am 1. Juni enden darf und jeder Wettbewerb
in diesem Rahmen seinen Spielplan festlegen muss. Diese Regel gilt
bis auf Weiteres nicht mehr. «Unser Vorstand hat zugestimmt, dass
diese Befristung für die Saison 2019/20 mit Blick auf den
Profifußball aufgehoben wird», teilte der Verband mit.