Lernen trotz Schulschließung: Online-Unterricht und Selbststudium

Auf flächendeckenden Online-Unterricht ist Brandenburg nicht
vorbereitet. Jede Schule muss nun selbst sehen, wie ihre Schüler den
Unterrichtsstoff bearbeiten können. Die Lehrer werden dabei kreativ.

Potsdam (dpa/bb) - Selbstgedrehte Erklärvideos, Aufgaben per Mail und
Gedichte aufsagen am Telefon: Lehrer in Brandenburg werden bei der
Unterrichtsgestaltung in Zeiten von Corona kreativ. Es gebe keine
einheitliche Lösungen, wie der Lernstoff während der
Schulschließungen vermittelt wird, sagte der Präsident des
Brandenburgischen Pädagogen-Verbands, Hartmut Stäker, am Donnerstag.
Viele Lehrer schicken demnach Aufgaben per Mail an ihre Schüler. «Das
System klappt natürlich vor allem bei Schülern, die selbstständig gut

lernen können.»

Stäker selbst unterrichtet am Oberstufenzentrum Dahme Spreewald
Physik. Derzeit schickt er am Vorabend per Mail ein Lernpaket an
seine Schüler. Bis 18 Uhr verlangt er die Antworten zurück und
schickt dann eine Musterlösung raus. Tagsüber ist er telefonisch und
per Mail erreichbar. Stäker denkt darüber nach, in den kommenden
Wochen auch kurze Erklär-Videos aufzuzeichnen oder auf Material
zurückzugreifen, das es schon im Internet gibt. Hundertprozentig
klappen werde das nicht immer - «aber so ist das in der Schule beim
normalen Unterricht ja auch».

Nach Angaben des Potsdamer Hasso Plattner Instituts nutzen 51 Schulen
in Brandenburg schon seit August 2019 die Schulcloud mit digitalen
Lernmaterialien. «Dort funktioniert das einwandfrei, das sind jetzt
natürlich die Leuchttürme», sagte René Mertens, Sprecher des
Landeselternrats Brandenburg.

Andere Schulen laden Selbstlern- und Aufgabenblätter auf ihren
Schulwebseiten oder passwortgeschützt auf dem Schulserver hoch - auch
Grundschulen. Die Comenius-Grundschule in Oranienburg schreibt
beispielsweise auf ihrer Homepage, dass Grundschüler von der ersten
bis zur dritten Klasse jeden Tag etwa zwei Stunden an den Aufgaben
arbeiten sollen, von der vierten bis zur sechsten Klasse etwa drei
Stunden.

Nach Angaben von Mertens schreiben einige Schulen auch Tests online.
Von einer Lehrerin weiß er wiederum, dass sie telefonisch Gedichte
abfragt. «Ich bin hocherfreut und begeistert, wie kreativ die Lehrer
werden, um mit den Schülern in Kontakt zu bleiben.» Der
Elternrats-Sprecher ist guter Hoffnung, das auch die kommenden Wochen
bis zu den Osterferien so gut überstanden werden.

Nicht alle Schüler haben jedoch zu Hause einen eigenen Rechner. Und
wenn die Eltern im Home Office sind, kann das Internet auch mal
schlapp machen. Stäker plädiert nichtsdestotrotz dafür,
lösungsorientiert zu denken. Von einer Schule weiß er, dass dort
Aufgaben abgeholt werden können.

Seit Mittwoch sind die Schulen in Brandenburg zum Schutz vor der
Ausbreitung des Coronavirus geschlossen. Die Schließungen sollen
vorerst bis zum Ende der Osterferien am 19. April andauern.