Niedersachsen fordert Disziplin um Ausgangssperre zu verhindern

Wenn die Sicherheitsauflagen wegen der Corona-Epidemie nicht schnell
eingehalten werden, drohen weitere Einschränkungen. Das Land schickt
nun die Polizei auf die Straße, um die Regeln durchzusetzen. Zugleich
rüsten sich die Kliniken auf eine Zunahme von Corona-Patienten.

Hannover (dpa/lni) - Während die Zahl der Coronavirus-Infektionen
weiter rapide in die Höhe schnellt, ruft die Landesregierung die
Bevölkerung eindringlich zum Einhalten der Sicherheitsmaßnahmen auf.
Ansonsten drohe eine Ausgangssperre, sagte Innenminister Boris
Pistorius (SPD) am Donnerstag. Die Polizei rückte aus, um Verbote und
Beschränkungen in den Städten durchzusetzen. Zugleich trifft das Land
weitere Vorbereitungen, um in den Krankenhäuser ausreichend Kapazität
zum Behandeln ernsthaft erkrankter Corona-Patienten zu schaffen. Am
Mittwoch will der Landtag die Milliarden-Soforthilfe für Firmen und
selbstständige Kleinunternehmer beschließen.

AUSGANGSSPERRE: «Die Ausgangssperre wird kommen wenn klar ist, dass
das alles nicht funktioniert», sagte Pistorius. «Wenn sich die
Situation bis zum Wochenende nicht deutlich verbessert, muss man über
andere Maßnahmen nachdenken.»

FALLZAHLEN: Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen mit dem
Coronavirus stieg in Niedersachsen binnen 24 Stunden um 240 Fälle auf
981, wie Expertin Claudia Schröder vom Gesundheitsministerium sagte.
Man richte sich darauf ein, dass zunehmend Betroffene in Kliniken
behandelt werden müssen. «Das wird jetzt schnell gehen.»

HOTELS ALS AUSWEICHKLINIK: Hotels sollen zur Entlastung von
Krankenhäusern genutzt werden, um in den Kliniken Platz für
behandlungsbedürftige Corona-Patienten zu schaffen. Klinikpatienten,
die noch nicht nach Hause könnten, aber keiner intensiven Betreuung
bedürften, könnten auch außerhalb von Krankenhäusern auskurieren.
Gespräche liefen mit Hilfsorganisationen, so Schröder.

MILLIARDENHILFE KOMMT: Der Landtag will bei einer eintägigen Sitzung
unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen am Mittwoch das 4,4 Milliarden
Euro schwere Hilfspaket zur Bewältigung der Coranakrise festzurren.
Zur Vermeidung möglicher Infektionen mit dem Coronavirus bleibt
zwischen den Abgeordneten je ein Sitz frei. Die Regierungsmitglieder
nehmen versetzt über zwei Reihen Platz. Für das Hilfspaket zeichnet
sich eine breite Unterstützung der Fraktionen ab.

HAMSTERKÄUFE UNNÖTIG: Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hat die

Menschen dazu aufgefordert, «ganz normal» einzukaufen. Die
Lebensmittelproduktion sei unverändert hoch, die Lieferketten
funktionierten. Weil bezeichnete die verbreiteten Hamsterkäufe als
«unvernünftig»: «Wir schaffen uns Probleme, die wir eigentlich gar

nicht haben.» Die Beschäftigten im Einzelhandel hätten derzeit einen

harten Job: «Wir sollten uns öfter mal bedanken.»

VW STOPPT BÄNDER: Die wachsende Ansteckungsgefahr und die drastischen
wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise haben Volkswagen zur
Schließung der Werke in Deutschland von Donnerstagabend an gezwungen.
Bei Tui Deutschland sollen die Beschäftigten wegen der schwierigen
Geschäftslage durch die Coronakrise für ein halbes Jahr in Kurzarbeit
gehen. Auch weniger namhafte Unternehmen müssen die Produktion
herunterfahren oder stoppen, Selbstständige stehen ohne Aufträge dar.

NACHBARSCHAFTSHILFE LÄUFT: In der Coronakrise haben die Menschen mehr
als sonst ein Auge auf ihre Mitmenschen, das ist der Eindruck von
SPD-Fraktionschefin Johanne Modder. Die Nachbarschaftshilfe laufe
vielerorts gut. «Ich glaube dass das für unsere Gesellschaft ein
wichtiges Signal ist.»