Autobahnen für Privatfahrten meiden - Langsame Entspannung bei Staus

Auf den Brandenburger Autobahnen Richtung Polen heißt es immer noch
mehr Stopp als Go. Polen will die Wartezeiten verkürzen und die
Coronavirus-Kontrollen weniger intensiv vornehmen. Damit ist eine
große Hoffnung verbunden.

Potsdam (dpa/bb) - Die Lage an den deutsch-polnischen Grenzen soll
sich durch neue Regelungen aus Warschau für die Kontrollen wegen des
Coronavirus entspannen. Mit Staus muss aber vermutlich weiter
gerechnet werden. An Autofahrer wurde appelliert, die Autobahnen für
Privatfahrten weitgehend zu meiden. «Wir brauchen die Autobahnen für
die Versorgung der Bevölkerung», betonte Brandenburgs
Verkehrsminister Guido Beermann (CDU) am Donnerstag.

Auf der A12 war der Stau am Donnerstagnachmittag 55 Kilometer lang
und reichte fast bis an das Kreuz Spreeau heran; auf der A11 waren es
rund 41 Kilometer, auf der A15 etwa acht Kilometer.

Man habe die Arbeitsabläufe bereits verbessert, sagte der polnische
Regierungschef Mateusz Morawiecki am Donnerstag in Warschau. «Die
Schlangen an der westlichen Grenze mit Deutschland haben sich schon
verkürzt, und wir werden alles tun, damit der Verkehr innerhalb der
kommenden Stunden ohne Hindernisse ablaufen kann.»

In der Nacht zu Donnerstag waren die Vorschriften für Kontrollen von
Lastwagenfahrern und Berufspendlern gelockert worden: Sie müssen kein
Formular mehr mit Daten ihrer Erreichbarkeit ausfüllen. Damit werde
viel Zeit gespart. hieß es. Polen hatte am Wochenende aus Angst um
die Verbreitung des Coronavis wieder an den Grenzübergängen zu
Deutschland Kontrollen eingeführt. An den Übergängen hatten sich
daraufhin lange Fahrzeugschlangen gebildet.

Es dürfe davon ausgegangen werden, dass sich die Staus jetzt abbauen,
aber das brauche noch einige Zeit, sagte Brandenburgs Innenminister
Michael Stübgen (CDU). «Wir haben die Lage im Griff.» Helfer von
Hilfsorganisationen hatten seit Mittwochnacht über 1000
Versorgungspakete verteilt und die medizinische Erstversorgung
gewährleistet.

Beermann unterstrich, Lkw mit Gütern des täglichen Bedarfs und
Medizinprodukten hätten Vorrang. Alle anderen werden gebeten:
«Beschränken Sie Ihre Aktivitäten auf das Notwendigste! Meiden Sie
derzeit die Bundesautobahnen in räumlicher Nähe zu den
Grenzübergängen nach Polen.»

Angesichts des Dauerstaus in Guben denkt die Stadt ernsthaft über
eine Sperrung der Zufahrtsstraße nach. «Die Situation belastet die
Menschen», sagte Bürgermeister Fred Mahro (CDU) auf Anfrage. Es sei
zu hoffen, dass sich die angekündigten Lockerungen auch auf den Stau
auswirkten. Mittlerweile reiche er etwa vier bis fünf Kilometer durch
die 17 000 Einwohner zählende Stadt. Den Übergang Stadtbrücke dürfe
n
Pkw und Kleintransporter bis 3,5 Tonnen passieren.

Die Brandenburger Industrie- und Handelskammern (IHK)haben sofortige
Lösungen angesichts der Situation auf den Autobahnen gefordert. Der
Wirtschaftsverkehr in der gesamten Grenzregion müsse Vorfahrt haben,
sagte Gundolf Schülke für die IHK-Landesarbeitsgemeinschaft Verkehr.
Nur so könnten Bewohner und Betriebe kritischer Wirtschaftsbereiche
sicher versorgt werden. Rettungs- und Lieferfahrzeuge müssten sonst
Umwege nehmen oder gelangten nicht mehr an ihr Ziel.

Am 1. April wird der Brandenburger Landtag über einen Hilfsfonds in
Höhe von 500 Millionen Euro für Brandenburger Unternehmen und
Selbstständige entscheiden. Der Haushalts- und Finanzausschuss
stimmte am Donnerstag einem entsprechenden Vorschlag der
Koalitionsfraktionen von SPD, CDU und Bündnis 90/Grünen zu.