Covid-19-Krankenhaus soll schnell fertig sein - Helfende Hände nötig

Die Fallzahlen steigen immer schneller: Berlins Krankenhäuser stellen
sich auf eine große Zahl von Covid-19-Patienten ein. Kliniken und
Pflegeheime suchen jetzt Menschen mit medizinischer Ausbildung.

Berlin (dpa/bb) - Berlin bereitet sich auf eine große Zahl von
Covid-19-Patienten vor. Innerhalb kurzer Zeit soll ein provisorisches
Krankenhaus für bis zu tausend Erkrankte auf dem Messegelände
entstehen. Noch wolle er keine Daten nennen, aber eine der
Messehallen solle möglichst schnell umfunktioniert werden und
betriebsfähig sein, sagte Projektleiter Albrecht Broemme am
Donnerstag im rbb-Inforadio. Am Vorabend hatte er in der Abendschau
von vielleicht 20 oder 15 Tagen gesprochen - je eher, desto besser.
Unterdessen sucht die Berliner Krankenhausgesellschaft (BKG)
medizinisch ausgebildete Verstärkung für Kliniken und Pflegeheime.

Wenn die Prognosen des Robert Koch-Instituts (RKI) stimmten, «müssen
wir das am Laufen haben», betonte Broemme. «Wir möchten eben nicht
haben, dass man dann selektieren muss, wen kann man noch beatmen und
wer hat Pech.» Das RKI sieht derzeit einen exponentiellen Anstieg der
Fallzahlen bundesweit und warnt vor der Überlastung des
Gesundheitssystems.

Wenn die Menschen die Maßnahmen nicht einhielten, könne es in zwei,
drei Monaten bundesweit bis zu zehn Millionen Infektionen geben,
hatte RKI-Chef Lothar Wieler am Mittwoch gewarnt. «Ich kann niemandem
die Angst nehmen, die Pandemie ist da», sagte Gesundheitssenatorin
Dilek Kalayci (SPD) in der Abendschau. Es komme jetzt auf das
Verhalten des Einzelnen an.

Ob die zuletzt verhängten Maßnahmen wie Schul- und Ladenschließungen

die Virusausbreitung hemmen, könnte sich laut RKI erst in einigen
Tagen in den Meldezahlen zeigen. Derzeit steigen die gemeldeten Fälle
in Berlin noch stark an: Aktuell sind es laut Gesundheitsverwaltung
519 (Stand Mittwoch). 28 Patienten werden im Krankenhaus behandelt.

Wegen der erwarteten hohen Patientenzahlen rief die
Krankenhausgesellschaft Berlinerinnen und Berliner mit einer
medizinischen Ausbildung dazu auf, sich an Kliniken und
Pflegeeinrichtungen zu wenden, die zum Qualifikationsprofil passen.

«Bitte senden Sie per E-Mail alle wesentlichen Daten - Name,
Geburtsdatum, Anschrift, Qualifikation und Berufserfahrung - an
Krankenhäuser oder Pflegeeinrichtungen bzw. an die dortige
Personalabteilung», hieß es. Die Krankenhausgesellschaft machte auf
Anfrage keine näheren Angaben zu den erforderlichen Qualifikationen.
Die Einrichtungen selbst müssten entscheiden, welche Gruppen eine
Unterstützung darstellten.

Es werde ein hoher Fachkräfte-Bedarf für die Versorgung der
Covid-19-Patienten erwartet. Man wolle deshalb alle Möglichkeiten
nutzen, das Personal in den Krankenhäusern zu verstärken, hieß es.
Daneben bräuchten auch Pflegeeinrichtungen Unterstützung, um
Einweisungen von Bewohnern in Krankenhäuser zu vermeiden.

Um bei dem Krankenhaus-Projekt mitzuhelfen, meldeten sich bereits
viele pensionierte Ärzte und Pflegekräfte sowie Studierende, sagte
Kalayci. Von Praxen und Krankenhäusern abziehen könne man das
Personal nicht, so Broemme. Ein Amtshilfeersuchen an die Bundeswehr
solle am (heutigen) Donnerstag gestellt werden.

Das als Ergänzung für die übrigen Kliniken gedachte Krankenhaus wird

nach Broemmes Worten in einem Bereich der Messe - Halle 26 an
der Jafféstraße - entstehen, der an das Land Berlin abgetreten wird.

Broemme sprach von großer Hilfsbereitschaft: «Da sind die Berliner
unschlagbar, auch mit ihren Firmen, und sagen, ich habe eine Idee,
ich kann was beibringen, und da fragt im Moment keiner, ob er damit
Geld verdienen kann.»

Kalayci hatte angekündigt, dass die Zahl von zur Zeit 1045
Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeiten verdoppelt werden soll.
Zwar hat der Großteil der Sars-CoV-2-Infizierten keine oder nur milde
Symptome. Bei einer großen Zahl von Infizierten innerhalb kurzer Zeit
könnte aber selbst der eigentlich geringe Anteil schwer Erkrankter zu
einer Belastungsprobe für das Gesundheitssystem werden.