Afghanische Armee soll nach Angriffen rein defensive Haltung aufgeben

Kabul (dpa) - Knapp drei Wochen nach dem Abkommen zwischen den USA
und Taliban will die afghanische Armee ihre rein defensive Haltung im
Konflikt mit den Islamisten aufgeben. Man plane eine «aktive
Defensivhaltung» einzunehmen, sagte Verteidigungsminister Asadullah
Chalid in einem am Donnerstag veröffentlichten Video. «Wir werden das
Recht haben, uns von überall her zu verteidigen, wo der Feind einen
Angriff auf unsere Streitkräfte plant.» Es gebe keine Anzeichen, dass
die Taliban vor den geplanten Friedensgesprächen mit der Regierung
ihre Angriffe eingeschränkt hätten. Gleichzeitig schlug er wegen der
Ausbreitung des Coronavirus einen landesweiten Waffenstillstand vor.

Am 29. Februar hatten die USA mit den militant-islamischen Taliban
ein Abkommen unterzeichnet, das unter anderem einen schrittweisen
Abzug internationaler Truppen vorsieht. Das Abkommen war an Auflagen
wie die Aufnahme von innerafghanischen Friedensgesprächen gebunden.
Die Gewalt der Taliban sei aber immer noch zu groß, schrieb der
US-Gesandte für Afghanistan, Zalmay Khalilzad, vergangene Woche.

Die Nato kündigte unterdessen eine Unterbrechung der
Truppenverlegungen nach Afghanistan an. «Um unsere derzeit gesunde
Truppe zu schützen, nimmt Resolute Support die notwendigen
Anpassungen vor, um die Bewegung der Truppen ins Einsatzgebiet
vorübergehend zu unterbrechen», hieß es in einer Erklärung des
Kommandeurs der Nato-Truppen in Afghanistan, General Austin Scott
Miller. Für einige Soldaten könnte die Dauer ihrer Einsätze dadurch
verlängert werden, um die Missionen nicht zu gefährden. Ihren Einsatz
zum Training afghanischer Sicherheitskräfte wolle man aber aufrecht
erhalten.

Der Ausbildungseinsatz Train, Advise & Assist (TAA) werde derzeit nur
sehr eingeschränkt und unter Beachtung der Schutzmaßnahmen
fortgesetzt, sagte eine Sprecherin des Einsatzführungskommandos der
Bundeswehr. Die Beratung afghanischer Partner erfolge hauptsächlich
per Telefon oder Videokonferenz. Die Bundeswehr hat in Afghanistan
ihren größten Auslandseinsatz. Der Einsatz dient der Unterstützung
und Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte. Aktuell sind etwa 1200
deutsche Soldaten in Afghanistan.

Etwa 1500 zivile Nato-Angestellte verschiedener Nationen, die
innerhalb der letzten Woche angereist waren, befänden sich als
Vorsichtsmaßnahme in Einrichtungen zur Untersuchung. Verdachtsfälle
mit Symptomen auf Covid-19 seien in Isolation.