Hamburg verlängert Schul- und Kitaschließungen - Hilfe für Firmen Von Markus Klemm, dpa

Nachdem andere Bundesländer ihre Schulen und Kitas wegen der
Corona-Pandemie längst bis in den April hinein geschlossen haben,
beließ es Hamburg bislang bei Ende März - um nun bis zum 19. April zu
verlängern. In Not geratene Selbstständige können mit Hilfe rechnen.


Hamburg (dpa/lno) - Hamburg hat die Schließung der Schulen und Kitas
wegen der Corona-Pandemie bis zum 19. April verlängert. «Es macht
Sinn, nach Schleswig-Holstein nachzuziehen, weil doch viele Familien
in der Metropolregion leben», sagte der Sprecher der Schulbehörde,
Peter Albrecht, der Deutschen Presse-Agentur. Ein Sprecher der
Sozialbehörde sagte am Donnerstag, eine Notbetreuung an den Kitas sei
weiter gewährleistet. In Not geratene Selbstständige und
Kleinunternehmer sollen nun über ein Hilfsprogramm Zuschüsse von 2500
Euro für Ein-Mann-Betriebe und bis zu 25 000 Euro für Unternehmen mit
51 bis 250 Mitarbeitern erhalten. Die zuständigen Senatoren sagten,
die Anträge und Bewilligungen starteten kommende Woche.

Ursprünglich sollten die Hamburger Schulen und Kitas - anders als in
anderen Bundesländern - nur bis zum 29. März geschlossen bleiben.
Trotz der Verlängerung sollen die Abiturprüfungen in der Hansestadt
aber nicht verschoben werden, sagte Albrecht. Nach Angaben der
Sozialbehörde sollen Kita-Träger und Kindertagespflege-Personen
bereits eingezogene Elternbeiträge erstatten. «Für uns alle ist diese

Situation fordernd. Für Hamburgs Eltern gilt das aber in besonderem
Maße», sagte Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD). «Wir haben
deswegen die Kita-Träger informiert, dass wir für die während der
Notbetreuung eigentlich anfallenden Elternbeiträge aufkommen werden.»

Wegen des Mangels an medizinischen Desinfektionsmitteln stellt der
Kosmetik-Konzern Beiersdorf nun in einem ersten Schritt mindestens
500 Tonnen davon in seinen Werken Hamburg, Waldheim (Sachsen) und
Tres Cantos bei Madrid her. In enger Zusammenarbeit mit den lokalen
Behörden sollen die Mittel Institutionen und Berufsgruppen zur
Verfügung gestellt werden, die gegen das Coronavirus im Einsatz sind,
teilte Beiersdorf in Hamburg mit.

Erstmals seit Tagen ist unterdessen die Zahl der Anrufe bei der
überlasteten Arzthotline 116117 nach Angaben der Kassenärztlichen
Vereinigung in Hamburg zurückgegangen. Am Mittwoch habe es mit gut 18
000 Anrufen zum ersten Mal seit fünf Tagen einen Rückgang gegeben,
sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor waren es etwa
23 000 Anrufe. Bei dem Arztruf arbeiten den Angaben zufolge 11
Mitarbeiter, weitere 14 stünden in Reserve.

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), ehedem Oberarzt am
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), würde in Zeiten der
Coronakrise ab und an gerne wieder in seinen Medizinerberuf wechseln.
«Am liebsten würde ich manchmal meinen weißen Kittel wieder anziehen

und mitmachen. Aber jetzt habe ich eine andere Aufgabe und sorge im
Rathaus dafür, dass die notwendigen Maßnahmen für unsere Stadt
getroffen werden», sagte er dem «Hamburger Abendblatt» (Donnerstag).

Für seine politische Arbeit helfe ihm sein medizinischer Hintergrund,
die Sachverhalte, auf die es jetzt ankomme, schnell zu verstehen und
einzuordnen, zum Beispiel die Empfehlungen der Virologen.

Die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie in den fünf
Küstenländern befürchten nach einer Umfrage des Arbeitgeberverbandes

Nordmetall drastische Folgen durch die Ausbreitung des neuen
Coronavirus. «Die Ergebnisse sind äußerst besorgniserregend», sagte

Hauptgeschäftsführer Nico Fickinger in Hamburg der Deutschen
Presse-Agentur. Die Coronakrise bereitet der norddeutschen Industrie
schon jetzt erhebliche Probleme.

Bereits 43 Prozent von 164 befragten Betrieben aus der Metall- und
Elektroindustrie hätten Produktions- oder Lieferausfälle zu
verzeichnen. 95 Prozent gehen von einer Verschärfung der Lage in den
nächsten sechs Wochen aus, 54 Prozent sogar von einer drastischen
Verschärfung. Nur sechs Prozent erwarten, dass sie die Verluste noch
in diesem Jahr wieder wettmachen können, 38 Prozent im nächsten Jahr
und 20 Prozent noch später oder gar nicht. Der Rest sieht sich nicht
zu einer Prognose in der Lage.

Die Pandemie wirbelt auch die Planungen der Handelskammer
durcheinander. So kann sich die neue Plenarversammlung vorläufig
nicht zu ihrer konstituierenden Sitzung treffen und damit auch kein
neues Präsidium wählen. Für die Sitzung, die am 2. April geplant war,

würden im Hinblick auf die dynamische Entwicklung der Coronakrise
keine Einladungen versandt, teilte die Kammer mit. Das habe das
amtierende Präsidium in eigener Verantwortung unter Abwägung der
Gesundheitsrisiken entschieden. Die Geschäfte der Kammer würden von
den hauptamtlichen Mitarbeitern sowie vom abgewählten Präsidium
weitergeführt, wobei keine wesentlichen strukturellen und personellen
Entscheidungen getroffen werden sollen.