Tiefensee: Verbot der Sonntagsarbeit kann überdacht werden

Erfurt (dpa/th) - Thüringen verzichtet trotz Einschränkungen für den

Handel in der Coronakrise vorerst auf eine landesweite Öffnung von
Supermärkten auch an Sonntagen. Dies geht aus dem neuen Erlass der
Landesregierung vom Donnerstag hervor, mit dem das öffentliche Leben
zur Eindämmung der Coronakrise weiter heruntergefahren wird.
Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) will bei Bedarf aber
erneut darüber entscheiden. «Wir werden die Frage der Sonntagsarbeit
noch einmal im Regierungskabinett diskutieren», sagte Tiefensee am
Donnerstag in der Deutschen Presse-Agentur.

Zwar gehe er derzeit davon aus, dass die Versorgung der Menschen auch
jetzt gesichert sei, wenn Lebensmittelgeschäfte an sechs Tagen pro
Woche geöffnet hätten. «Sollte sich die Situation ändern, müssen
wir
neu nachdenken», sagte Tiefensee. Die Entscheidung Thüringens, das
Verbot der Sonntagsarbeit auch in der derzeitigen Krisensituation
aufrechtzuerhalten, sei nicht in Stein gemeißelt.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hatte es zuvor begrüßt, dass
Thüringen auch weiterhin daran festhalten will, dass etwa
Lebensmittelmärkte, Drogerien und Getränkeläden am Sonntag
geschlossen bleiben sollen. «Die Belastung für die Beschäftigten in
den weiterhin geöffneten Geschäften ist jetzt schon sehr groß», hat
te
Gesundheits- und Arbeitsministerin Heike Werner (Linke) zur
Begründung gesagt.

Auch der DGB-Vorsitzende Hessen-Thüringen, Michael Rudolph, sieht die
Beschäftigten im Einzelhandel angesichts von Hamsterkäufen der
vergangenen Tage «völlig am Limit» und durch den engen Kundenkontakt

zudem einem deutlich erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt.

Die kreisfreien Städte Jena, Weimar, Erfurt, Gera und Suhl hatten am
Mittwoch in der Frage der Sonntagsarbeit weitergehende Verfügungen
als das Land erlassen. Sie erlauben etwa Supermärkten, sonntags von
8.00 bis 18.00 Uhr zu öffnen.