FC Bayern im «Cyber-Training» - Auch auf Ausgangssperre vorbereitet Von Christian Kunz, dpa

Die Stars schauen auf ihre Tablets - und lauschen den Anweisungen von
Trainer Hansi Flick. Mit «Cyber-Trainings» will der deutsche
Fußball-Rekordmeister sein Ensemble in Form halten. Abseits der
Einheiten bleibt eine große Herausforderung.

München (dpa) - Mit dem ersten «Cyber-Training» seiner Stars zeigte
sich Hansi Flick zufrieden. Der Trainer des
deutschen Fußball-Rekordmeisters erlebte ein motiviertes Ensemble,
tauschte sich zudem mit kleinen Spieler-Gruppen auch über Video-Calls
aus. «Wir müssen alle versuchen, positiv mit der Lage umzugehen, wir
Trainer, unser gesamtes Funktionsteam, die Spieler», erklärte der
55-Jährige, der auch auf eine weitere Verschärfung der Situation
eingestellt wäre. «Wir sind auch vorbereitet für eine denkbare
Ausgangssperre, dafür haben wir Home-Office-Lösungen erarbeitet.»

Die Münchner entschieden sich zunächst einmal gegen die Option, die
Profis in Kleingruppen an der Säbener Straße schwitzen zu lassen. In
Absprache mit dem Trainerteam habe man darauf verzichtet, erklärte
Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge am Donnerstag auf der
Internetseite des Clubs. «Unsere Spieler trainieren derzeit von zu
Hause aus. Wir versuchen auch hier Vorbild zu sein, weil ich das
Gefühl habe, dass es immer noch Menschen gibt, die vielleicht nicht
umfänglich verstanden haben, wie ernst die Lage ist.»

Bei der von Flick und von Fitness-Leiter Holger Broich als
«Cyber-Training» titulierten Einheit am Mittwoch stand
Stabilitätstraining im Vordergrund. Zum Abschluss gab es eine
intensive Belastung auf den Spinning-Bikes, mit denen der Club die
Stars ausgestattet hatte. «Alle können den Trainer auf ihrem Tablet
sehen, um so auch alle Übungen durchführen zu können, die wir von der

Säbener Straße aus übertragen», berichtete Flick.

Über die Sozialen Netzwerke präsentierten sich die Stars an
vorangegangenen Tagen wiederholt ihren Fans - auch beim Sport. Robert

Lewandowski zeigte sich etwa mit Töchterchen Klara beim Liegestütz,
Thomas Müller beim Seitstütz mit Hund. Jérôme Boateng trickste und

kickte mit einer Klopapierrolle.

Insgesamt ist nach Angaben des wissenschaftlichen Leiters Broich vor
allem «Erhaltungstraining» angesagt. «Die Fitness kann man im
virtuellen Raum mit Funktionsgymnastik, Kraft- und Ausdauertraining
gut steuern», sagte Broich.

Überwachung funktioniert auch aus der Ferne. «Die Jungs sind mit den
Fitness-Erfassungsuhren ausgerüstet. Das heißt, wir bekommen alle
relevanten Daten jedes Spielers, wie etwa die Herzfrequenz, auf
unsere Monitore an der Säbener Straße. Die Erfassung der Leistung ist
mit diesem System problemlos möglich, aber eben nur die Athletik,
nicht alles», beschrieb Broich die Hightech-Bedingungen. Die
medizinische Abteilung hat so weiter einen guten Überblick über den
Zustand der Stars.

Nach der Einheit am Mittwoch sollen die Stars per Video noch weiter
verbunden geblieben sein, sie hätten noch einige Zeit miteinander
gesprochen. «Deshalb sind die Videotrainingskonferenzen wichtige
Gemeinschaftserlebnisse in dieser Zeit», sagte Broich.

Abseits des Trainings bleibt die finanzielle Herausforderung auch für
den Liga-Krösus groß. «Der FC Bayern hat sicher gut gewirtschaftet in

den vergangenen Jahren, was ihn in die Lage versetzt, auch Krisen zu
meistern», sagte Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen.

Allerdings werde die zu bewältigende Situation für den FC Bayern wie

für andere Unternehmen bei einer länger andauernden Krise noch
schwieriger. «Natürlich müssen wir die sich stetig verändernde Lage

immer wieder neu einschätzen und können daher heute noch nicht sagen,
wie die wirtschaftlichen Auswirkungen bei einer Verschärfung der Lage
sein werden», führte Dreesen aus.

Der finanzstärkste Bundesliga-Verein erzielte in der Vorsaison, die
sportlich mit dem Double endete, im Gesamtkonzern einen Umsatz von
750,4 Millionen Euro. Unter dem Strich blieben 52,5 Millionen Euro.