Sorgen für Berliner Sportler - Olympia-Vorbereitung «beeinträchtigt » Von Jordan Raza und Thomas Wolfer, dpa

Die Coronavirus-Pandemie ist auch das dominierende Thema für die
Sportler in der Hauptstadt. Wie steht es um die Berliner Vereine,
Olympia-Athleten und Freizeitsportler?

Berlin (dpa/bb) - Fußballplätze und Trainingsstätten sind gesperrt,

Fitnessstudios und Schwimmhallen geschlossen - ein ganz normaler und
geordneter Trainingsbetrieb ist in Berlin aufgrund der
Coronavirus-Krise derzeit kaum möglich. Die Sorgen sind groß. «In den

vergangen Tagen sind über einhundert Anfragen von Vereinen sowie von
einzelnen Sportlerinnen und Sportlern eingegangen», teilte der
Landessportbund Berlin der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mit.

Die Herausforderungen für Vereine sind immens und in ihrer Dimension
wie in anderen Bereichen der Gesellschaft laut LSB auch noch nicht
absehbar. Die Vereinssorgen umfassten aktuell vor allem drei
Bereiche. Zum einen geht es um die Nutzung der Sportinfrastruktur.
Außerdem bewegt viele Clubs besonders «die Bezahlung von haupt- und
nebenberuflichem Personal wie Übungsleitungen, Trainerinnen und
Trainer». Dritter wichtiger Punkt sind die finanziellen Regelungen
für Veranstaltungen und Trainingsfahrten. «Also wer zahlt bei Absage
was», teilte der LSB mit.

Ausnahmen gebe es momentan wenige - im Wesentlichen nur für
Profi-Mannschaften oder Kaderathleten mit Olympia-Perspektive. Diese
Anträge würden kurzfristig bearbeitet, hieß es vom Verband, der trotz

Ausnahmeregelung die Vorbereitung der Athleten auf die Spiele in
Tokio «im hohen Maße beeinträchtigt» sieht. Alle gemeinsamen
Anstrengungen seien darauf ausgerichtet, für sehr kleine
Trainingsgruppen abgeschlossene Bereiche zu entwickeln. So wolle man
Infektionen in der Gruppe und Übertragungen von Infektionen nach
außen weitgehend geschlossen halten, hieß es.

Um sich trotzdem fit zu halten, müssen viele Olympia-Athleten
improvisieren - so auch Kanu-Olympiasieger Max Hoff (37), der sein
Krafttraining im Wohnzimmer mit ein paar Hanteln und an einer
Klimmzugstange absolviert. Ein Boot, das in Berlin liege, könne er
einem Bericht der «Berliner Zeitung» zufolge nicht nutzen. Zum
Ruder-Stützpunkt in Tegel habe Hoff auch keinen Zutritt. Wenn in
Europa für ein oder zwei Monate der Trainingsbetrieb ausgesetzt
werde, «dann brauche ich im August nicht gegen den Rest der Welt
anzutreten», sagte Hoff und sprach von Wettbewerbsverzerrung.

Wie viele andere Athleten in der Olympia-Vorbereitung hofft Hoff,
dass der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) ein von den Behörden
genehmigtes Trainingszentrum in Kienbaum bei Berlin einrichtet. Sie
versprechen sich dadurch trotz der Maßnahmen zur Eindämmung des
Coronavirus eine vernünftige Vorbereitung auf die Olympischen Spiele
in Tokio. Bestätigt ist dies bislang noch nicht.

Weitere Sonderregelungen vor allem für Freizeit- und Amateursportler
sind derzeit bis 19. April nicht vorgesehen. Die Sondergenehmigung
wird von der Senatsverwaltung für Inneres und Sport erteilt. Es gebe
sie nur, «wenn die beantragten Trainingseinheiten - in Abstimmung mit
dem DOSB - zwingend erforderlich sind», sagte Martin Pallgen, der
Pressesprecher der Senatsverwaltung, der Deutschen Presse-Agentur.

Auch die Hauptstadt-Clubs Hertha BSC und 1. FC Union Berlin haben mit
der aktuellen Situation zu kämpfen. Aufgrund eines positiven Befunds
auf das Coronavirus bei einem Spieler befinden sich Mannschaft,
Trainer- und Funktionsteam der Herthaner derzeit sogar in häuslicher
Quarantäne.

Die Unioner verschoben den für diesen Freitag geplanten Start ihres
Mannschaftstrainings. «Bis zum 31. März machen wir jetzt erstmal
Individualtraining. Die Spieler bleiben zuhause, bekommen
individuelle Pläne», sagte Geschäftsführer Oliver Ruhnert am
Donnerstag in einer Videobotschaft des Vereins auf Twitter. Die
Entscheidung sei gemeinsam mit dem Präsidium und dem Cheftrainer Urs
Fischer getroffen worden. Der Spielbetrieb in der Bundesliga ist bis
zum 2. April ausgesetzt, in Berlin darf bis zum 19. April nicht
gespielt werden.