Corona-Krise: Russland rechnet mit schweren Folgen für die Wirtschaft

Moskau (dpa) - Russland sieht in der Corona-Pandemie größere Risiken
für die Wirtschaft als durch die niedrigen Ölpreise. Die Folgen für
die Konjunktur seien schwerwiegender, weil es alle Branchen treffe,
sagte Finanzminister Anton Siluanow am Donnerstag in Moskau der
Agentur Interfax zufolge. «Die Situation ist nicht einfach.»

Rechnungshofchef Alexej Kudrin rechnet mit einem deutlichen Rückgang
des Wirtschaftswachstums. Unter solchen Bedingungen werde es «nahe
null» liegen. Im vergangenen Jahr lag es der offiziellen Statistik
zufolge noch bei 1,3 Prozent. Außerdem werde die Armut zunehmen.

Die Wirtschaftskrise in Russland hatte sich Anfang des Monats durch
den Crash der Ölpreise deutlich verschärft. Angesichts des
Preiskriegs zwischen Russland und einigen OPEC-Ländern verlor der
Rubel gegenüber dem Euro und dem US-Dollar massiv an Wert. Im Januar
gab es für einen Euro in den Wechselstuben 68 Rubel, am Donnerstag
waren es rund 87 Rubel.

Von der Lage auf den Ölmärkten werden nach Ansicht von Leonid Fedun,
Vizechef von Russlands zweitgrößtem Ölkonzern Lukoil, die USA mit dem

weltweit höchsten Ölverbrauch am meisten profitieren. Am Donnerstag
wurde die Talfahrt der Preise zunächst gestoppt.

Russland geht davon aus, dass die Einnahmen wegen der niedrigen
Ölpreise und der Coronavirus-Krise um knapp drei Billionen Rubel
(35 Milliarden Euro) einbrechen werden. «Die Folgen sind noch schwer
abzusehen», meinte der Leiter des Rechnungshofs. Die Regierung hatte
bereits angekündigt, die Wirtschaft mit zusätzlichen Mitteln zu
unterstützen. Viel Experten sagen aber, dass dies nicht ausreiche.