Dringend benötigter Nachschub an Schutzmasken kommt

Ärzte, Pflegekräfte und andere im Gesundheitswesen arbeiten an
vorderster Front, um die Epidemie einzudämmen - und brauchen dafür
akut mehr Schutzmaterial. Nun rollen die ersten Großlieferungen an.

Berlin (dpa) - Im Kampf gegen das Coronavirus kommt staatlich
organisierter Nachschub an Schutzausrüstung für Praxen und
Krankenhäuser in Gang. Das Bundesgesundheitsministerium gab zehn
Millionen dringend benötigte Atemschutzmasken zur weiteren Verteilung
an die Kassenärztlichen Vereinigungen und die Bundesländer, wie ein
Sprecher am Donnerstag in Berlin sagte. Daneben gingen medizinische
Hilfsgüter aus Deutschland an den besonders stark von der
Corona-Epidemie betroffenen EU-Partner Italien. Masken, aber auch
Schutzanzüge für medizinisches Personal sind derzeit weltweit knapp.

Die neuen Lieferungen an Schutzmasken sollen unter anderem an Praxen,
Bereitschaftsdienste und Stellen für Testabstriche verteilt werden,
wie die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) erläuterte. Noch sei

die Lage bei der Ausrüstung teils kritisch, sagte KBV-Chef Andreas
Gassen: «So langsam laufen die Praxen leer.» Allerdings sei das
Schlimmste mit der aktuellen Lieferung wohl vorbei.
Desinfektionsmittel gebe es genügend. Viele Hersteller belieferten
Praxen direkt mit Mengen «im Fünf-Liter-Bereich».

Die Bundesregierung hatte beschlossen, Schutzausrüstung, aber auch
Ausstattung für Intensivstationen in Krankenhäusern ergänzend zentral

zu beschaffen. Andere Akteure sollen aber weiterhin auch selbst
einkaufen. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) machte deutlich, dass
die Beschaffung wegen der international angespannten Lage nicht
leicht sei. «Es hat lange gedauert, wir haben viel auch auf der Welt
nach Lieferanten suchen müssen», sagte er am Mittwochabend in der
RTL-Sendung «stern TV». Der Haushaltsausschuss des Bundestags hatte
kürzlich weitere 650 Millionen Euro für die Beschaffung von
Schutzkleidung und von Material für die Intensivpflege bewilligt.

Atemschutzmasken sollen nun auch wieder in Bayern produziert werden,
wie Ministerpräsident Markus Söder (CSU) im Landtag in München sagt
e:
«Wir haben jetzt die Eigenproduktion in Bayern mit mittelständischen
Unternehmen auf den Weg gebracht.» Spätestens ab nächster Woche solle

die Produktion starten. Über den Bund würden an diesem Freitag auch
800 000 Atemschutzmasken nach Bayern geliefert. Darüber hinaus habe
Bayern 1000 Geräte für künstliche Beatmungen gekauft. Außerdem gibt

es nun eine Meldepflicht für Beatmungsgeräte in privaten Praxen und
Kliniken. «Notfalls müssen wir auch beschlagnahmen», betonte Söder.


Der italienische Gesundheitsminister Roberto Speranza bedankte sich
am Donnerstag bei Spahn für eine Lieferung medizinischen Materials
aus Deutschland. Nach dpa-Informationen wurden am Mittwoch sieben
Tonnen Hilfsgüter von der italienischen Luftwaffe ausgeflogen,
darunter auch Beatmungsgeräte. Spahn betonte, europäische Partner
müssten gerade unter Druck zusammenstehen.

Die Bundesregierung hatte wegen der Coronakrise zunächst weitgehende
Exportbeschränkungen für Schutzmaterial verhängt. Daran gab es teils

auch Kritik aus anderen europäischen Ländern.