Arztpraxen wollen Versorgung als Bollwerk sichern

In der Gesundheitskrise lieber zum Arzt gehen oder davon Abstand
nehmen? Die Ärzte rufen zum Maßhalten auf - und bemühen sich um eine

Trennung von Infektionsfällen und anderen Patienten.

Berlin (dpa) - Deutschlands Kassenärzte wollen sich in der
Coronakrise als eine Art Bollwerk vor die Krankenhäuser stellen. Wenn
die Praxen ihre Patienten nicht mehr versorgen könnten, würden die
Kliniken schnell überfordert, warnte die Kassenärztliche
Bundesvereinigung (KBV) am Donnerstag in Berlin. Die KBV forderte die
Menschen daher auf, möglichst zuhause zu bleiben. Patienten ohne
stärkere Krankheitssymptome sollten keine Praxis aufsuchen.

Nicht jeder solle sich auf das Coronavirus testen lassen, mahnte
KBV-Chef Andreas Gassen. Allgemeine Ausgangssperren lehnte der
Ärzte-Funktionär ab. Die Versorgung der Praxen mit Schutzmasken und
Desinfektionsmitteln sieht die KBV weitgehend gesichert.

«Wir sind von normal weit entfernt», sagte Gassen. Breche der «Damm
»
der Praxen, würden Deutschlands Krankenhäuser überfordert - wie in
Italien. «Wir tun alles dafür, dass dieser Damm hält.» Die Bürger

rief Gassen deshalb auf: «Bleiben Sie gesund, und bleiben Sie
zuhause.» Einzelne Praxen seien bereits wegen Quarantänemaßnahmen
beim Personal geschlossen, aber noch nicht viele.

Viele Ärzte hätten getrennte Sprechstunde mit Räumen für Patienten

mit Covid-19-Verdacht und anderen Patienten. Auch die Trennung des
Praxisbetriebs sei im Gespräch: Fieberambulanzen könnten sich demnach
um Patienten mit Coronaverdacht kümmern, andere Praxen um die
weiteren Patienten. Einen Ansturm gibt es auf die Arzthotline 116117.
Allein am Montag wurden dort 170 000 Anrufe gezählt. Gassen sagte,
wer nicht angenommen werde, solle es einfach noch einmal versuchen.

Der Ärztechef wandte sich gegen allgemeine Ausgangssperren. Wichtig
sei es, dass die Menschen aus eigenem Einsehen möglichst zuhause
blieben. «Dann brauchen wir weitergehende Maßnahmen wie
Ausgangssperren nicht.» KBV-Vize Stephan Hofmeister wies darauf hin,
dass auch der Bedarf bei den Psychotherapeuten steigen werde, «wenn
die Bilder noch beklemmender werden». Bei anderen Fachärzten wie
Augenärzten sei hingegen derzeit weniger los.