Kieler Institut: Wirtschaft bricht um fünf bis neun Prozent ein

Kiel (dpa) - Die deutsche Wirtschaft wird wegen der Einschränkungen
durch den Coronavirus in diesem Jahr um fünf bis neun Prozent
schrumpfen, erwartet das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel.
Sollte die gegenwärtige Stresssituation bis Ende April anhalten und
sich ab Mai entspannen, läge der Rückgang bei 4,5 Prozent, teilten
die Kieler Forscher am Donnerstag mit. Bei einem längeren Lockdown
bis August wären es 8,9 Prozent. Allein im März sei mit einem
Rückgang der Wirtschaftsleistung gegenüber dem Vormonat um 18 Prozent
zu rechnen. Noch vor einer Woche war das IfW für 2020 von einer
annähernd stabilen Wirtschaft ausgegangen.

Zu den besonders betroffenen Bereichen mit Rückgängen um 90 Prozent
zählen Gastgewerbe, Luftfahrt und die Freizeitwirtschaft im weitesten
Sinne. Der Fahrzeugbau werde seine Produktion zeitweise um bis zu 70
Prozent einschränken, der Einzelhandel um 40 Prozent. Dabei würden
Lebensmittelhändler einen Teil der wegfallenden Gastronomie-Umsätze
wettmachen. Fast die Hälfte der deutschen Wirtschaft werde keine oder
geringe Einbußen verzeichnen, darunter die Wohnungswirtschaft, die
Telekommunikationsbranche und der öffentliche Dienst. Die Auslastung
im Gesundheitswesen werde bis zum Ende des Jahres deutlich erhöht
bleiben.

Im kommenden Jahr erwartet das IfW kräftige Aufholeffekte und ein
Wachstum von 7,2 bis 10,9 Prozent, je nach Szenario. «Die Entwicklung
in diesem Jahr stellt eine krasse Ausnahmesituation dar», sagte
IfW-Prognosechef Stefan Kooths. Die Produktionseinbußen seien der
Reflex auf einen massiven exogenen Schock, für den es in der jüngeren
Wirtschaftsgeschichte keine Vergleichsmuster gebe.