Merz will «Aufbruch» - Spahn: CDU muss wieder laufen lernen

Die möglichen Kandidaten für die Nachfolge von CDU-Chefin
Kramp-Karrenbauer laufen sich warm. Sowohl Merz als auch Spahn und
Laschet traten am Donnerstag in Berlin auf. Eine neue Umfrage zeigt
einen deutlichen Favoriten.

Berlin (dpa) - Der ehemalige Unionsfraktionschef Friedrich Merz (CDU)
hat deutlich gemacht, dass er bereit ist, Verantwortung zu
übernehmen. Indirekt bestätigte er am Donnerstagabend bei einem
Mittelstandsforum auch seine Bereitschaft für eine Kandidatur zum
CDU-Vorsitz. Auf die konkrete Nachfrage, ob er für Parteivorsitz und
Kanzlerkandidatur antrete, antwortete Merz aber nicht direkt. Der
Vizepräsident des CDU-Wirtschaftsrates erklärte, er rechne mit einer
Entscheidung über die Personalfragen wahrscheinlich bis zur
Sommerpause. Die Deutsche Presse-Agentur hatte am Mittwochabend aus
dem engsten Umfeld von Merz erfahren, er sei entschlossen, zu
kandidieren.

Laut einer aktuellen Umfrage ist Merz derzeit auch der
aussichtsreichste potenzielle Kanzlerkandidat der Union. 40 Prozent
der Befragten sind nach dem am Donnerstagabend veröffentlichten
ARD-«Deutschlandtrend» von Infratest dimap der Meinung, dass der
64-Jährige ein guter Kanzlerkandidat wäre. Allerdings sind auch 42
Prozent der gegenteiligen Auffassung. Bayerns Ministerpräsidenten und
CSU-Chef Markus Söder fänden 31 Prozent als geeigneten
Kanzlerkandidaten. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet kommt auf 30
Prozent. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hält jeder Vierte (24
Prozent) für einen guten Kanzlerkandidaten.

Die Union brauche einen «Aufbruch nach vorne», sagte Merz am
Donnerstag weiter. In Umfragen liege die CDU bei 22 Prozent. Das sei
furchtbar. Das Potenzial liege bei 35 plus x. Dieses Potenzial müsse
man nun gemeinsam ausschöpfen. Er sei dazu bereit, seinen Beitrag zu
leisten. Die Entscheidung treffe am Ende aber ein Bundesparteitag.
Merz kündigte an, er werde in der kommenden Woche mit CDU-Chefin
Annegret Kramp-Karrenbauer sprechen, die ihren Rückzug angekündigt
hatte.

Auch Spahn bekräftigte bei einer Preisverleihung in Berlin,
«Verantwortung übernehmen» zu wollen. Wie CDU-Vorsitz und
Kanzlerkandidatur der Union vergeben würden, darüber müsse «in den

nächsten Tagen und Wochen» eine Entscheidung fallen. Ein klares
Bekenntnis zu einer eigenen Kandidatur für den Parteivorsitz lehnte
Spahn trotz Nachfragen erneut ab. Er verwies lediglich auf die
schwierige politische Situation in Deutschland, die klares Handeln
erfordere.

In einem «Spiegel»-Interview forderte Spahn eine Machtverschiebung
vom Kanzleramt in die Parteizentrale. In der neuen personellen
Konstellation werde «ein klar definierter Modus zwischen
Parteizentrale und Kanzleramt wichtig sein», sagte Spahn dem
«Spiegel». «Ich habe großen Respekt und Dankbarkeit dafür, was An
gela
Merkel für Deutschland und die Partei geleistet hat. Jetzt aber
richten wir den Blick nach vorn. Es geht darum, die Zwanzigerjahre zu
gestalten.» Die CDU müsse sich auch insgesamt von der Kanzlerin
emanzipieren. «Nach so vielen Jahren, die von Angela Merkel geprägt
waren, muss die CDU nun wieder laufen lernen», sagte Spahn.

Die CDU brauche einen Versöhner an der Spitze: «Wir brauchen eine
integrative Figur, jemand, dessen Kandidatur die Partei nicht
spaltet, sondern eint. Es geht um die Existenz der CDU.»

Laschet hielt am Donnerstag in Berlin hinter verschlossenen Türen
eine lang geplanten Rede vor dem CDU-Wirtschaftrat, dessen
Vizepräsident Merz ist. Er habe seine Vorstellungen präsentiert, wie
sich die Union nun neu aufstellen solle, hieß es danach von
Teilnehmern.

Die derzeitige CDU-Vorsitzende Kramp-Karrenbauer hatte am Montag
ihren Verzicht auf die Kanzlerkandidatur erklärt. Zudem hatte sie
angekündigt, sich nicht wieder um den Parteivorsitz zu bewerben.