Ärzte warnen vor Gesundheitsgefahren durch Klimaerwärmung

Berlin (dpa) - Ärzte halten den Einfluss der Klimaerwärmung auf die
Gesundheit in Deutschland für unterschätzt. Bei langen Hitzewellen
mit Temperaturen über 30 Grad im Schatten erhöhe sich die
Sterblichkeit deutlich, sagte Jürgen Floege, Vorsitzender der
Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, am Donnerstag in Berlin.
Es treffe überwiegend ältere und kranke Patienten. «Es ist mehr als
nötig, dass sich die Politik und Ärzte damit auseinandersetzen. In
vielen Fachdisziplinen ist das Thema noch nicht auf der Agenda»,
ergänzte er.

So seien Patientenzimmer in Kliniken oft nicht klimatisiert. Es sei
aber zu empfehlen, das in einem ersten Schritt zumindest auf
Stationen mit besonders gefährdeten Patienten zu ändern. Das gelte
auch für Alten- und Pflegeheime.

Hinzu komme, dass es manchmal an Wissen fehle. Hitzewellen wirkten
sich zum Beispiel auf Patienten mit zu hohem Blutdruck aus,
erläuterte Floege. Denn große Wärme und Schwitzen erweiterten die
Blutgefäße. Bei den meisten Menschen sinke dadurch der Blutdruck. Bei
längeren Hitzewellen sollte ein Arzt die Dosierung bei Patienten, die
blutdrucksenkende Medikamente nehmen, deshalb besser überprüfen.
Ratsam sei oft eine geringere Dosierung oder eine Pause bei der
Einnahme.

Nach einer Studie des Berliner Charité-Mediziners Seven Aghdassi hat
Hitze auch eine negative Auswirkung auf die Wundheilung nach
Operationen. Eine große Studie habe gezeigt, dass es häufiger zu
Infektionen der Wunde komme - rund ein Prozent pro zusätzlichem Grad
Celsius. Vermutet werde ein Zusammenhang mit einer anderen Reaktion
von Bakterien bei Hitze.

Weniger Tage mit Frost und mehr Trockenheit im Jahr haben nach einer
Analyse des Charité-Lungenarztes Christian Witt auch negative
Auswirkungen auf Allergiker. Die Pollenlast liege höher und sei bei
fehlendem Regen auch intensiver.