Riesen-Einbußen in Barcelona wegen MWC-Absage - Kritik aus Madrid

Madrid/Barcelona (dpa) - Die Absage der weltweit wichtigsten
Mobilfunk-Messe MWC in Barcelona wegen der Coronavirus-Gefahr hat in
Spanien für Verwunderung und Ärger gesorgt. Die Handels-, Industrie-
und Tourismus-Ministerin Reyes Maroto sagte am Donnerstag in Madrid,
die Firmen des Branche müssten nun erklären, weshalb sie den Mobile
World Congress abgesagt, nicht aber ihre Teilnahme an anderen
ähnlichen Events gestrichen hätten.

Die Messe ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Barcelona - der
Effekt für das Gastgewerbe und andere Branchen wird auf nahezu eine
halbe Milliarde Euro geschätzt. Am Tag nach der Absage gab es viele
Klagen und Kritik von Hotel- und Restaurant-Betreibern, von
Taxifahrern und Ladenbesitzern. «Eine kalte Dusche», titelte die
katalanische Zeitung «El Periódico», «La Razón» sprach von «e
inem
wahren Erdbeben». 110 000 Besucher bleiben weg, von der Absage sind
nach Schätzungen 14 000 Jobs betroffen.

Die Mobilfunk-Anbieter-Vereinigung (GSMA), die die Messe
veranstaltet, habe sich «die Entscheidung nicht leicht gemacht»,
beteuerte unterdessen ihr Chef John Hoffman. «Wir sprechen hier von
sehr wichtigen Leuten der Business-Welt», sagte er am Donnerstag auf
einer Pressekonferenz in Barcelona. Man habe eine Verlegung des MWC
auf einen späteren Zeitpunkt zwar in Erwägung gezogen. Es sei aber
unmöglich, vorherzusagen, wann sich die Situation um das Coronavirus
ändern werde. In den vergangenen Tagen hatten viele große Aussteller
ihre Teilnahme am dem für 24. bis 27. Februar angesetzten
Branchentreff abgesagt.

Auf die Millionenverluste angesprochen sagte GSMA-Generaldirektor
Mats Granryd in Barcelona: «Es geht nicht um Geld. Es geht um die
Sicherheit und um die Gesundheit der Menschen.» Obwohl man die
GSMA-Entscheidung «respektiert», lässt man dieses Argument aber weder

in Barcelona noch in Madrid gelten. Die Vizechefin der
sozialistischen Zentralregierung, Carmen Calvo, versicherte, der MWC
sei «nicht aus gesundheitlichen Gründen» abgesagt worden. «Es gibt

andere Motive», meinte sie, ohne diese aber zu nennen.

Barcelona-Bürgermeisterin Ada Colau betonte auf der gemeinsamen
Pressekonferenz mit den GSMA-Vertretern: «Wir waren darauf
vorbereitet, die beste Messe aller Zeiten zu organisieren.» Der
Präsident des Hotelierverbandes von Barcelona, Jordi Mestre, hatte
bereits kurz vor der Absage durch die GSMA den Unternehmen der
Branche «unbegründete Panikmache» vorgeworfen. Einer der
angesehensten Epidemiologie-Experten Spaniens, Antoni Trilla,
beklagte: «Die Angst hat irgendwie die Wissenschaft besiegt.»