Mobilfunk-Messe MWC wegen Sorgen um Coronavirus abgesagt Von Andrej Sokolow und Emilio Rappold, dpa

Beim Mobilfunk-Branchentreff Mobile World Congress sagte wegen der
Coronavirus-Gefahr ein großer Aussteller nach dem anderen ab. Nun
zogen die Veranstalter nach anfänglichem Zögern die Konsequenzen.

Barcelona (dpa) - Die weltweit wichtigste Mobilfunk-Messe MWC in
Barcelona fällt in diesem Jahr wegen der Coronavirus-Gefahr aus. Die
Veranstalter sagten sie am Mittwochabend ab. Zuvor hatten viele große
Aussteller angekündigt, dem für Ende Februar angesetzten
Branchentreff fernzubleiben.

Die Mobilfunk-Anbieter-Vereinigung (GSMA), die die Messe
veranstaltet, hatte noch am Wochenende beteuert, der Mobile World
Congress soll vom 24. bis 27. Februar mit zusätzlichen
Schutzmaßnahmen für die Teilnehmer stattfinden. Jetzt hieß, die
weltweite Sorge wegen des Coronavirus-Ausbruchs, Bedenken bei Reisen
und andere Umstände machten es «unmöglich für die GSMA, an dem
Ereignis festzuhalten».

Die britische Ausgabe des Magazins «Wired» berichtete, die GSMA habe
zunächst versucht, die Behörden der spanischen Provinz Katalonien zu
überzeugen, einen Gesundheits-Notstand auszurufen. Das wäre für sie
wichtig gewesen, um die Ausgaben von Versicherungen zurückzubekommen.

Barcelonas Bürgermeisterin Ada Colau sagte am Mittwoch jedoch vor
Journalisten, die Stadt sei «perfekt auf die Organisation des MWC
vorbereitet». Nach Angaben der Gesundheitsbehörden gebe es «keinen
Grund, Notmaßnahmen zu ergreifen». Damit war der Ball wieder im Feld
der GSMA.

Deswegen hieß es in GSMA-Kreisen laut «Wired UK» anfangs noch, die
Messe könnte trotz aller Absagen und Bedenken möglicherweise trotzdem
stattfinden, damit man nicht auf den Kosten sitzen bleibt.

Am Ende wurden die Veranstalter aber von der Flut der Absagen
überrannt. Allein am Mittwoch teilten die Deutsche Telekom, Vodafone,
der Netzausrüster Nokia und der Smartphone-Hersteller HMD Global mit,
dass sie der Veranstaltung fernbleiben. Am Dienstag hatten der
Chipriese Intel, der US-Telekomkonzern AT&T und der chinesische
Smartphone-Anbieter Vivo ihre Teilnahme abgesagt. Sony und Amazon,
der Telekom-Ausrüster Ericsson, der südkoreanische Elektronikkonzern
LG und der Chiphersteller Nvidia waren schon vorher ausgestiegen.

Die «Financial Times» berichtete in der Nacht zum Donnerstag,
Gespräche darüber, wer die Kosten tragen soll, liefen noch.

Die GSMA setzte zusätzlich unter Druck, dass viele ihrer eigenen
Mitglieder wie die Telekom, Orange oder AT&T aus Sorge um die
Gesundheit ihrer Mitarbeiter die Teilnahme an der Messe absagten. In
dieser Situation hätte sie keine gute Figur gemacht, wenn sie an dem
Termin für die anderen Aussteller trotzdem festgehalten hätte.

Der MWC gilt als die weltweit wichtigste Veranstaltung der
Mobilfunkbranche und ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen.
Die GSMA erwartete zu der Messe in diesem Jahr wieder mehr als 100
000 Besucher und mehr als 2800 Aussteller. Für Barcelona ist sie auch
ein wichtiger Wirtschaftsfaktor - der Effekt für das Gastgewerbe und
andere Branchen wird von der GSMA auf nahezu eine halbe Milliarde
Euro geschätzt.

Die große Frage für die Zukunft ist nun, ob die Absage erste Risse in
die MWC-Erfolgsstory bringt. Denn manche Anbieter könnten ihre
Teilnahme an künftigen Events überdenken, wenn sie feststellen, dass
ihr Geschäft im Jahr ohne den teueren Messeauftritt keinen Schaden
nahm. So markierte die Finanzkrise 2008 den Anfang vom Ende der
Computermesse Cebit in Hannover: Viele Aussteller blieben ihr damals
fern und kamen auch später nicht wieder. Jetzt beteuerten viele große
Player immerhin, sie freuten sich auf die MWC-Ausgabe 2021.

Die Organisatoren hatten nach den ersten Absagen zunächst noch
versucht, die Teilnehmern mit zusätzlichen Reinigungs- und
Desinfektionsmaßnahmen zu beruhigen. Außerdem sollte allen Reisenden
aus der chinesischen Krisenprovinz Hubei der Zugang zum MWC verwehrt
werden. Personen, die sich in China aufhielten, sollten den Nachweis
erbringen, dass sie das Land vor mindestens 14 Tagen verlassen haben.