Forscher: Milder Winter gut für Zecken

Mancher Tierfreund ist verdutzt, wenn er derzeit Zecken im Fell
seines Hundes oder seiner Katze findet. Experten jedoch verwundert
das nicht: Wegen der milden Temperaturen sind die Spinnentiere
inzwischen auch im Winter aktiv. Schutz ist daher ratsam.

Renthendorf/Jena (dpa/th) - Der milde Winter begünstigt Zecken als
Überträger von Krankheiten wie Borreliose und der Hirnhautentzündung

FSME. Dauerte früher die Zeckensaison etwa von März bis Ende Oktober,
so seien diese Spinnentiere inzwischen ganzjährig aktiv, sagte der
Zeckenforscher Jochen Süss der Deutschen Presse-Agentur. «Bei
Bodentemperaturen ab 7 Grad marschieren sie los.» Hinzu komme, dass
weitere Arten wie die Hyalomma-Zecke durch fehlenden Frost
hierzulande überwintern können.

Diese eigentlich in Nordafrika, Südeuropa und Regionen Asiens
heimische Zecke sei schon in der Vergangenheit durch Vögel nach
Deutschland eingeschleppt worden, habe dann aber den Winter nicht
überlebt, erläuterte der Experte. Das habe sich durch die milde
Witterung infolge des Klimawandels geändert. «Jetzt schafft sie es,
auch in Deutschland ihren natürlichen Zyklus vom Ei über die Larve
und Nymphe hin zum erwachsenen Tier zu durchlaufen.» Die
Hyalomma-Zecke ist nicht nur deutlich größer als der Gemeine
Holzbock. Sie bewege sich auch mit relativ hohem Tempo auf ihren Wirt
zu, erläuterte Süss. Und sie ist potenzieller Überträger des
gefährlichen Krim-Kongo-Fieber-Virus.

Süss hat viele Jahre am Friedrich-Loeffler-Institut in Jena
gearbeitet und forscht nach seiner Pensionierung weiter über Zecken
und von ihnen übertragene Krankheiten. «Der größte Feind der Zecke

ist Kahlfrost», betonte er. Der dezimiere ihre Zahl erheblich. Bleibt
er aus, so sei in Feld und Wald mit einem deutlich wachsenden
Zeckendruck zu rechnen. Hunde- und Katzenbesitzer etwa mussten in den
vergangenen Wochen feststellen, dass ihre Vierbeiner beim Freigang
von Zecken befallen waren und entsprechende Mittel zum Schutz
einsetzen.

Ratsam sei es daher auch für Menschen, sich bei Aktivitäten etwa im
Wald vor Zecken zu schützen. Dazu zählt eine geschlossene Kleidung
und den Körper nach Aufenthalten in der Natur auf Zecken abzusuchen.
Für FSME-Risikogebiete wird zudem eine Schutzimpfung empfohlen. Gegen
die von Bakterien übertragene Borreliose gibt es keinen zugelassenen
Impfstoff. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts wurden 2018 583
FSME-Erkrankungen gemeldet, bei Borreliose wird von jährlich 214 000
Patienten in Deutschland ausgegangen.