Ministerium: Schockbilder als Rauchprävention wenig erfolgreich

In Thüringen wird laut Statistik so viel geraucht wie in kaum einem
anderen Bundesland. Aus dem Gesundheitsministerium in Erfurt heißt
es: Offensichtlich habe mindestens ein breit diskutiertes
Präventionsinstrument nicht funktioniert.

Erfurt (dpa/th) - Schockbilder auf Zigarettenschachteln sind aus
Sicht des Thüringer Gesundheitsministeriums nur wenig geeignet, um
vom Rauchen abzuschrecken. «Wissenschaftliche Evidenzen belegen, dass
das Abschreckungskonzept keine langfristige Wirkung hat und sogar
gegensätzliche Ergebnisse verursacht», sagte ein Sprecher des
Ministeriums. Die Schockbilder zeigen zum Beispiel Fotos von
Menschen, die wegen ihres Tabakkonsums im Sterben liegen oder Fotos
von Kindern, die durch das Rauchen ihrer Eltern krank geworden sind.

Anders verhalte es sich mit dem vor mehr als zehn Jahren in Thüringen
eingeführten Nichtraucherschutzgesetz. Diese Regelung trägt nach
Einschätzung des Ministeriums dazu bei, dass Rauchen im öffentlichen
Raum nicht mehr als normal und selbstverständlich angesehen wird.

Damit sei auch die Belastung von Nichtrauchern durch den Tabakkonsum
von Rauchern - das sogenannte Passivrauchen - deutlich
zurückgegangen. Thüringens ehemalige Gesundheitsministerin Heike
Werner (Linke) hatte sich in der Vergangenheit unter anderem für ein
generelles Werbeverbot für Tabakprodukte ausgesprochen. Dies sei
längst überfällig, sagte sie.

In Thüringen rauchen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes so
viele Menschen wie in kaum einem anderen Bundesland. Nach dessen
jüngsten verfügbaren Daten zählten sich 26,2 Prozent der Menschen im

Freistaat zu den Rauchern. Im Bundesdurchschnitt waren es 22,4
Prozent. Nur in Mecklenburg-Vorpommern und Bremen rauchten demnach
mit jeweils fast 28 Prozent der Menschen noch mehr Männer und Frauen
als in Thüringen. Bei der Statistik geht es nicht nur um den Konsum
von Zigaretten, Zigarillos oder Pfeifen-, sondern etwa auch um
Wasserpfeifentabak.

Die Angaben fußen auf den sogenannten Mikrozensus-Erhebungen, die
zuletzt 2017 erhoben wurden. «Der Mikrozensus ist die größte
Repräsentativstatistik über Bevölkerung, Haushalte und Arbeitsmarkt
in Europa», sagte eine Sprecherin des Bundesamtes. Im Abstand von
vier Jahren würden den Menschen dabei Fragen zur Gesundheit gestellt.
Die nächste derartige Erhebung sei für 2021 geplant.

Die wenigsten Raucher in Deutschland gibt es der Statistik nach in
Bayern und im Saarland, wo sich 20,5 beziehungsweise 20,6 Prozent der
Menschen zu dieser Personengruppe zählten. Auch in den Daten zum
Rauchverhalten der Deutschen aus dem Jahr 2013 hatten die Menschen in
Thüringen in der Spitzengruppe derer gelegen, die zu allen Arten von
Tabak greifen. Durchschnittlich beginnen Männer und Frauen nach den
Daten aus dem Jahr 2017 im Alter von etwa 18 Jahren mit dem Rauchen.

Der Sprecher des Thüringer Gesundheitsministeriums erklärte, dass man
mit Blick auf diese Zahlen nicht vergessen dürfe, dass der
Tabakkonsum in Deutschland insgesamt in den vergangenen Jahrzehnten
deutlich zurückgegangen sei. So zeigten Beobachtungen etwa des
Institutes für Therapieforschung München, dass unter anderem die Zahl
der stark rauchenden Männer im Freistaat seit den 1990er Jahren
deutlich zurückgegangen sei. «Bei den Frauen zeigt sich dieser
signifikante Rückgang des Konsums seit 2006», sagte er.