Wer wird nun Unions-Kanzlerkandidat? - Die Anwärter

Berlin (dpa) - Nur gut ein Jahr hatte Annegret Kramp-Karrenbauer den
CDU-Vorsitz inne - und die ganze Zeit war überschattet vom Ringen um
die Kanzlerkandidatur der Unionsparteien. Als mögliche Anwärter dafür

sind derzeit vier Namen im Gespräch - drei davon aus der CDU und alle
aus Nordrhein-Westfalen, dem größten CDU-Landesverband.

FRIEDRICH MERZ (64): Jurist, Finanzexperte, glänzender Redner: Schon
nach dem Verzicht Angela Merkels auf den Parteivorsitz hat sich der
frühere CDU-Hoffnungsträger 2018 als Kandidat ins Spiel gebracht. Auf
dem Höhepunkt des Parteispendenskandals war er im Februar 2000 als
Nachfolger Wolfgang Schäubles zum Vorsitzenden der Unionsfraktion
gewählt worden - und wurde 2002 von Parteichefin Merkel verdrängt.
Der Wertkonservative zog sich danach von wichtigen Posten in Fraktion
und Partei zurück und arbeitete als Rechtsanwalt. Von seinem Posten
als Aufsichtsratschef des US-Finanzkonzerns Blackrock in Deutschland
zeiht er sich zum April zurück, um sich wieder mehr der Partei zu
widmen. Begonnen hatte er seine politische Laufbahn 1989 mit der Wahl
ins Europaparlament. 1994 zog Merz für den Hochsauerland-Wahlkreis in
den Bundestag ein.

ARMIN LASCHET (58): Der Aachener gilt als loyaler Stellvertreter
Angela Merkels in der Bundes-CDU. Als Ministerpräsident und
Vorsitzender des stärksten Landesverbandes Nordrhein-Westfalen könnte
er schon qua Amt einen Anspruch auf den Vorsitz der Bundespartei und
die Kanzlerkandidatur anmelden. Als Oppositionsführer in NRW hatte er
bis zum Wahlerfolg 2017 auf Landesebene zunächst viel Kritik ertragen
und so manche Niederlage wegstecken müssen. Doch der Fußballfan gilt
als beharrlich und geduldig. Laschet studierte Jura, arbeitete als
Journalist und eroberte die politische Bühne schließlich als
Bundestags- und Europa-Abgeordneter.

JENS SPAHN (39): Der ehrgeizige Gesundheitsminister hat sich als
konservativer Kritiker der Kanzlerin profiliert und hatte im Rennen
um den CDU-Vorsitz schon 2018 den Hut in den Ring geworfen. Als
Stimme vieler Konservativer und Jüngerer in der Partei brachte sich
der Münsterländer in mehr oder minder offener Abgrenzung zu Merkel
für mögliche höhere Aufgaben in Stellung. Der langjährige
Gesundheitspolitiker und frühere Finanzstaatssekretär profilierte
sich mit provokanten Äußerungen zu Themen von der Zuwanderung bis hin
zu Recht und Ordnung. Als Minister glänzte er mit einem Feuerwerk an
Initiativen und Gesetzesnovellen. Der Jüngste in Merkels Kabinett
sitzt im Bundestag schon seit 2002.

MARKUS SÖDER (53): Außerhalb Bayerns gilt der CSU-Chef vielen noch
immer als Scharfmacher und Populist - mit markigen Aussagen hat sich
der vierfache Vater über die Jahre hinweg das Image des Hardliners
erworben. Auch in der CSU gehen die Meinungen über den ehrgeizigen
Juristen aus Franken weit auseinander, doch er hat viele
Unterstützer, zudem hat er sich als akribischer Arbeiter Respekt
erworben. Spätestens seit seiner Wahl zum bayerischen
Ministerpräsidenten im März 2018 feilt Stratege Söder an einem neuen

Image, hat sich vom Haudrauf zunehmend zum sanfteren Landesvater
gewandelt. Zuvor war der Ziehsohn von Ex-CSU-Chef Edmund Stoiber
CSU-Generalsekretär, Europa-, Umwelt- und Finanzminister. Seit 1983
ist er CSU-Mitglied, von 1995 bis 2003 war er Chef der Jungen Union
Bayern.