Mehr Coronavirus-Tote als durch Sars - Rückkehrer in Berlin

Die Zahl der Coronavirus-Toten übertrifft die der Sars-Pandemie. In
Berlin landen 20 Rückkehrer aus Wuhan. Das Rote Kreuz hat
umfangreiche Vorbereitungen getroffen, es gibt aber auch Sorge.

Peking (dpa) - Rund 20 Menschen sind aus der schwer vom Coronavirus
betroffenen chinesischen Stadt Wuhan zurückgekehrt. Sie landeten am
Sonntagmittag auf dem Flughafen Berlin-Tegel. Außenminister Heiko
Maas (SPD) äußerte sich nach der Ankunft erleichtert über die
Ausreise der Deutschen und ihren Familienangehörigen. Die
16 Erwachsenen und vier Kinder seien wohlauf, sagte die Berliner
Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD).

Die Zahl der Todesopfer durch das neue Virus ist mittlerweile höher
als bei der Sars-Pandemie vor 17 Jahren. Gleichzeitig ist in China
die Zahl der Neuinfektionen innerhalb eines Tages mit 2656 so niedrig
wie seit einer Woche nicht mehr.

Die 20 China-Rückkehrer kamen am Sonntagnachmittag in einem Gebäude
der Kliniken des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Berlin-Köpenick an.
Dort sollen sie 14 Tage in Quarantäne bleiben. «Auch bei dieser
Rückkehr gilt, dass die Sicherheit an allererster Stelle steht»,
sagte Maas. Auch die Klinik, das DRK und die Berliner
Gesundheitsverwaltung betonten, für das Klinikpersonal, Patienten und
die Bevölkerung bestehe kein Grund zur Sorge. Das DRK geht davon aus,
dass die Ankömmlinge alle gesund sind.

In Berlin-Tegel sollten die Menschen laut Gesundheitsverwaltung von
einem Amtsarzt in Empfang genommen werden. Er sollte prüfen, ob bei
Passagieren während des Flugs Symptome aufgetreten sind. Alle
Passagiere würden auf das Coronavirus getestet, hieß es. Mit einem
Ergebnis wurde für Montagmittag gerechnet.

Die Rückkehrer wohnen in einem Verwaltungsgebäude, strikt getrennt
von der regulären Patientenbetreuung, wie das DRK mitteilte. Auch die
Betreuer gehörten nicht zum Mitarbeiterstamm der Kliniken. «Diese
strikte räumliche und personelle Trennung trägt maßgeblich zur
Sicherheit des Personals, der Besucherinnen und Besucher sowie der
Patientinnen und Patienten in Köpenick bei», sagte ein DRK-Sprecher.

Für die Rückkehrer seien zwölf Zimmer eingerichtet, sagte der Leiter

der internationalen Zusammenarbeit des DRK, Christof Johnen. Es
wurden Einzelpersonen, Paare und zwei Familien erwartet. «Für die
Menschen ist es eine belastende Situation, deshalb soll ihnen der
Aufenthalt so angenehm wie möglich gemacht werden.» Den Menschen
stehe unter anderem Fernsehen und WLAN Zur Verfügung, für die Kinder
gebe es Spielzeug. Das Essen komme von einem Caterer. Die Rückkehrer
dürfen ihre Zimmer verlassen. Im Hof gibt es einen mit einem Zaun
abgeschirmten Bereich.

Unterdessen gibt es in Köpenick auch Sorge wegen der Unterbringung
der Menschen aus China und der aus Sicht von Anwohnern spärlichen
Informationen. «Egal, ob es in Köpenick ist oder woanders, das gehört

nicht in eine Großstadt», sagte eine Köpenickerin mit einem
Protest-Plakat vor der Klinik.

Eine britische Chartermaschine hatte die Rückkehrer aus Wuhan
zunächst zu einem Militärflughafen in der Nähe von Oxford gebracht.
«Das war ein Akt der europäischen Solidarität, der Mut macht für di
e
Zukunft und eine enge Zusammenarbeit mit Großbritannien auch nach dem
Brexit», sagte Maas. Nach dem Zwischenstopp dort flog eine
Bundeswehr-Maschine die Deutschen am Vormittag weiter in die
Bundeshauptstadt.

In dem Flugzeug waren auch 17 Menschen aus anderen europäischen
Ländern und deren Angehörige, hieß es aus dem Auswärtigen Amt. Sie

sollten unmittelbar mit Sonderflügen nach Luxemburg, in die
Niederlande sowie nach Österreich und Rumänien weiterreisen.

Vor gut einer Woche waren bereits rund 100 deutsche Staatsbürger und
Familienangehörige mit einer Maschine der Bundeswehr in Frankfurt am
Main angekommen. Die Passagiere wurden unter Quarantäne gestellt -
die meisten in einer Kaserne im pfälzischen Germersheim.

Mit 89 neuen Todesfällen durch die Lungenerkrankung, die Chinas
Gesundheitsbehörde am Sonntag bestätigte, kletterte die Gesamtzahl
der Opfer weltweit auf 813. An dem Schweren Akuten Atemwegssyndrom
(Sars) waren 2002/2003 laut WHO 8096 Menschen erkrankt und weltweit
774 gestorben. Allein in Festland-China und Hongkong hatte es 648
Todesfälle geben.

Die Zahl der bestätigten Infektionen durch das Virus stieg am Sonntag
in China um weitere 2656 auf 37 198 Fälle. Außerhalb Chinas sind
bislang mehr als 300 Infektionen bestätigt, davon 14 in Deutschland.
Am Sonntag wurde der erste Fall auf Mallorca bekannt.

Bis auf ein Opfer auf den Philippinen und eines in der chinesischen
Sonderverwaltungsregion Hongkong haben sich alle Todesfälle auf dem
chinesischen Festland ereignet - die meisten in der besonders schwer
betroffenen Provinz Hubei, wo das Virus in der Stadt Wuhan
ursprünglich ausgebrochen war. In der Provinz kamen bislang 780
Menschen ums Leben. Am Wochenende wurden rund 6200 medizinische
Fachkräfte mit 47 Charterflügen nach Wuhan gebracht, wie die
staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete.

Die Zahl der positiv auf das Coronavirus getesteten Menschen an Bord
eines unter Quarantäne gestellten Kreuzfahrtschiffes im japanischen
Yokohama stieg um 6 auf 70. Ein Sprecher der Reederei «Princess
Cruises» konnte zunächst nicht sagen, ob unter den neu nachgewiesenen
Infektionen Deutsche sind. Insgesamt waren zuletzt zehn Deutsche an
Bord der «Diamond Princess» mit rund 3700 Passagieren und
Crew-Mitgliedern.