Coronavirus-Angst in Kleinstadt mit 500 chinesischen Studenten

8300 Einwohner und 500 Studenten aus China - in einer nordhessischen
Kleinstadt sorgt diese Konstellation für Aufregung. Kommune und
Hochschule berichten von Ängsten in der Bevölkerung wegen des
Coronavirus. Sie versuchen, die Situation zu entspannen.

Bad Sooden-Allendorf/Frankfurt (dpa/lhe) - Die nordhessische
Kleinstadt Bad Sooden-Allendorf und die dortige private Hochschule
Diploma versuchen Vorurteile gegenüber asiatischen Studenten wegen
des Coronavirus zu zerstreuen. In der 8300-Einwohner-Kommune mit 500
Studierenden aus China sei es in den vergangenen zwei Wochen zu
ablehnenden Reaktionen der Bevölkerung gekommen, berichtete
Hochschulpräsidentin Michaela Zilling am Freitag. Es handele sich
aber nur um Einzelfälle. Mit Informationen wolle man Ängsten und
Skepsis begegnen.

Laut Zilling hatte die Diploma ein Schreiben erhalten, in dem eine
Zahnarztpraxis die Behandlung von Chinesen wegen angeblicher
Ansteckungsgefahr abgelehnt hatte. Dieses Scheiben sei aber noch
nicht auf Echtheit geprüft. Zudem habe es «skeptische Nachfragen»
nach dem Ansteckungsrisiko gegeben. Unter anderem fragten Vermieter
nach Sicherheitsvorkehrungen gegen das Virus. «Die Situation ist aus
Ängsten heraus entstanden und hat keinen rassistischen Hintergrund»,
sagte Frank Hix (CDU), Bürgermeister in Bad Sooden-Allendorf.

Sachliche Gründe für Ängste gebe es nicht, betonten Stadt und
Hochschule. Nur vier der 500 Studenten seien kürzlich aus China
zurückgekommen. Diese seien «völlig symptomlos», hätten sich aber
auf
eigenen Wunsch in ihre Wohnungen zurückgezogen. Die Diploma hat zwar
eine Partneruni in Wuhan, der Ausbruchsregion des Coronavirus. Doch
die vier Studenten kämen aus anderen Teilen Chinas - ebenso wie
weitere sechs, die die Uni am Wochenende zurück erwarte.

An der Hochschule gibt es zwar mehrsprachige Hinweisschilder und auch
Spender mit Desinfektionsmitteln. Doch die Maßnahmen seien identisch
mit denen bei einer herkömmlichen Grippe, sagte Rainer Wallmann
(Grüne), Erster Kreisbeigeordneter des Werra-Meißner-Kreises. Er rief
die Bevölkerung zur Solidarität mit den Studenten auf, die selbst
Ängste hätten.

Auch in anderen Teilen Hessens kämpfen Asiaten mit pauschaler
Abgrenzung wegen des Virus, bestätigt das Frankfurter
Konfuzius-Institut, ein chinesisches Sprach- und Kulturinstitut.
Massive Vorfälle habe es aber bisher nicht gegeben, sagte
Geschäftsführerin Christina Werum-Wang: «Wir hören allerdings von
Kursteilnehmer, dass es mal blöde Kommentare gibt oder sich jemand in
der U-Bahn wegsetzt.»

Die chinesische Botschaft in Berlin hatte kürzlich erklärt, man sorge
sich um die Sicherheit ihrer Staatsbürger in Deutschland: «Die
jüngsten Anfeindungsfälle und die fremdenfeindlichen Äußerungen in

einzelnen Medien haben nach dem Coronavirus-Ausbruch zugenommen und
sind besorgniserregend.»