Tödliches Feuer im FKK-Club: «Ich kann mich an nichts erinnern»

In einem FKK-Saunaclub bricht nach einem Junggesellenabschied ein
Feuer aus. Ein Mann stirbt. Jetzt steht der mutmaßliche Täter vor
Gericht. Die Anklage lautet auf Mord.

Duisburg (dpa/lnw) - Es war ein völlig außer Kontrolle geratener
Junggesellenabschied: Vor rund sechs Monaten soll ein 43-jähriger
Familienvater aus Voerde in einem FKK-Saunaclub Feuer gelegt haben -
mit tödlichen Folgen. Seit Mittwoch beschäftigt der Fall das
Duisburger Schwurgericht. Die Anklage lautet auf Mord.

Es war die Nacht auf den 14. Juli 2019, als der Angeklagte mit
Freunden und Familienangehörigen im niederrheinischen Hamminkeln
aufgetauchte. Ziel war ein Rotlicht-Etablissement. Der künftige
Schwager wollte heiraten, das sollte gefeiert werden.

Was genau passiert ist, ist noch unklar. Zum Prozessauftakt hat sich
der 43-jährige Deutsche auf einen alkoholbedingten Filmriss berufen.
«Ich kann mich an nichts mehr erinnern», sagte er den Richtern. Er
wisse nicht einmal mehr, dass er überhaupt vor Ort war.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte das Feuer
aus «Unzufriedenheit über die Leistung der Bediensteten» legte. So
steht es in der Anklage. Dabei habe er den Tod zahlreicher Menschen
in Kauf genommen.

Ein 64-jähriger Niederländer hatte es nicht mehr geschafft, Rauch und
Flammen zu entkommen. Der Mann war von zwei Feuerwehrleuten auf dem
Boden neben einem Bett gefunden worden - völlig entkleidet. Die
Rettungskräfte begannen mit einer Reanimation begonnen, doch die
Hilfe kam zu spät. «Das ganze Gebäude war völlig verqualmt, man
konnte nur wenige Zentimeter weit sehen», sagte einer der
Feuerwehrleute als Zeuge vor Gericht.

Der Angeklagte war vier Tage später festgenommen worden. Es gibt
offenbar Hinweise darauf, dass er nach Verlassen des FKK-Saunaclubs
noch einmal durch ein Fenster in das Gebäude zurückgekehrt ist. Genau
in diesem Zimmer soll kurz darauf der Brand ausgebrochen sein.

Vom Besuch des Clubs und von dem Feuer will der 42-Jährige erst am
nächsten Tag erfahren haben. Nach eigenen Angaben hat er in der
Tatnacht Unmengen an Bier und Schnaps getrunken. Wie viel genau wisse
er nicht mehr. Das sei keine Seltenheit gewesen. Seine Familie soll
ihn schon mehrfach vor die Wahl gestellt haben: «Entweder der Alkohol
oder wir.» Das hatte der 43-jährige Spediteur und Lkw-Fahrer im
Gefängnis einem Psychiater erzählt.

Im Prozess sollen nun sowohl die Teilnehmer des Junggesellenabschieds
als auch die damaligen Bediensteten des FKK-Saunaclubs als Zeugen
gehört werden. Das Duisburger Schwurgericht hat für den Prozess
zunächst noch acht Verhandlungstage bis zum 30. April vorgesehen.