Anfeindungen gegen Chinesen wegen Coronavirus - Botschaft besorgt Von Taylan Gökalp und Gisela Gross, dpa

Die Angst vor dem neuen Coronavirus führt auch zu Ausgrenzung und
Stigmatisierung. Die chinesische Botschaft in Berlin ist besorgt.

Berlin (dpa) - Pauschale Verdächtigungen wegen des Coronavirus und
ein körperlicher Angriff: Die chinesische Botschaft in Berlin sorgt
sich um die Sicherheit ihrer Staatsbürger in Deutschland. «Die
jüngsten Anfeindungsfälle und die fremdenfeindlichen Äußerungen in

einzelnen Medien haben nach dem Coronavirus-Ausbruch zugenommen und
sind besorgniserregend», teilte die Botschaft auf Anfrage mit. Man
habe beim Auswärtigen Amt notwendige Maßnahmen gefordert, um «die
Sicherheit, legitimen Rechte und die Würde der chinesischen
Staatsbürger zu gewährleisten».

Auch die Arbeitsgemeinschaft Deutscher China-Gesellschaften (ADCG)
beobachtet «drastisch steigende Verunglimpfung und Ausgrenzung von
chinesischen Menschen bis hin zum offenen Rassismus», wie
ADCG-Vizepräsident Felix Kurz laut einer Mitteilung sagte.

Menschen mit asiatischen Wurzeln würden pauschal als chinesisch und
damit als potenzielle Ansteckungsgefahr wahrgenommen, schreibt der
ADCG unter Berufung auf Erzählungen Betroffener. Eine Frau im
Supermarkt soll etwa Menschen aufgefordert haben, zuhause zu bleiben
und aufzuhören, «das Virus zu verbreiten». Der Patient einer Ärztin

habe darüber gescherzt, ihr nicht die Hand schütteln zu wollen.
Mitschüler eines Kindes sollen davon gesprochen haben, es auf das
Virus testen zu wollen.

Bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes sind bislang allerdings
keine verbalen oder körperlichen Übergriffe gemeldet worden, wie
diese auf Anfrage mitteilte.

Nach einem Angriff auf eine Chinesin in Berlin habe man sofort die
Polizei kontaktiert, teilte die chinesische Botschaft mit. Wie die
Berliner Polizei am Samstag mitteilte, sollen zwei Frauen am
Freitagnachmittag im Stadtteil Moabit eine Chinesin rassistisch
beleidigt, bespuckt, an den Haaren zu Boden gerissen sowie geschlagen
und getreten haben. Die 23-Jährige wurde demnach am Kopf verletzt und
ambulant in einem Krankenhaus behandelt. Die Angreiferinnen
flüchteten. Die Polizei verwies auf Nachfrage zu den Beleidigungen
auf laufende Ermittlungen.

Nach dem Fall habe man die chinesischen Staatsbürger in Deutschland
auf sozialen Medien und über die eigene Webseite auf die aktuelle
Situation hingewiesen, erklärte die Botschaft. Man habe Ratschläge
für den Fall einer Provokation oder sogar Straftat gegeben und
Aufmerksamkeit in Bezug auf den Schutz der eigenen Sicherheit
angemahnt.

«Schlimmer als das Virus sind blinde Diskriminierung und Hass
gegenüber den Menschen und diese fördern nur eine Verschlechterung
der Beziehungen zwischen den Deutschen und Chinesen», sagte der
Vorsitzende der Düsseldorfer Gesellschaft für deutsch-chinesische
Freundschaft, Dieter Böning, laut der AGDC-Mitteilung.