Coronavirus: Weiteres Kind infiziert - Webasto bleibt geschlossen

In Deutschland steigt die Zahl der Coronavirus-Patienten: Am Abend
meldete das bayerische Gesundheitsministerium einen weiteren Fall.
Damit gibt es in dem Bundesland neun und bundesweit elf Infizierte.

München (dpa) - Bayern hat einen weiteren Coronavirus-Fall: Es
handelt sich um ein zweites Kind des Mannes aus dem Landkreis
Traunstein, der vergangene Woche positiv getestet worden war, wie das
Gesundheitsministerium am Montagabend mitteilte. Der Mann ist wie die
sechs anderen erwachsenen Infizierten Mitarbeiter des Autozulieferers
Webasto in Stockdorf im Landkreis Starnberg. Zunächst war eines
seiner Kinder positiv auf die neuartige Lungenkrankheit getestet
worden. Der Vater und beide Kinder seien wie die anderen Infizierten
in «gesundheitlich stabilem Zustand», erläuterte das Ministerium
weiter. Sie müssen aber alle weiter im Krankenhaus bleiben.

«Es wird täglich mit einem Testverfahren geprüft, ob die Erreger bei

den Patienten noch nachweisbar sind. Solange bei diesen Tests noch
Coronaviren nachgewiesen werden können, bleiben die Patienten in
Abstimmung mit den Gesundheitsbehörden in der Klinik», sagte ein
Ministeriumssprecher am Abend auf Anfrage. «Das entspricht dem
derzeitigen Wissensstand über die Erkrankung. Klar ist: Das Ende der
infektiösen Periode ist momentan nicht sicher anzugeben.»

Der Webasto-Firmensitz bleibt wegen der Krankheitsfälle weiter
geschlossen. Die zunächst bis zum Dienstag geplante Regelung werde
bis zum 11. Februar verlängert, teilte das Unternehmen mit. Ein
Mitarbeiter hatte sich dort bei einer chinesischen Kollegin
angesteckt, die inzwischen wieder in ihrer Heimat ist. Bei der Firma
hatte es in der vergangenen Woche umfangreiche Tests für Mitarbeiter
gegeben, bisher liegen laut Ministerium 143 Ergebnisse vor.

Der Großteil der Mitarbeiter sei nun weiter gebeten, im Homeoffice zu
arbeiten, hieß es. «Wir haben daher beschlossen, dass ein Großteil
der mehr als 1000 Mitarbeiter weitere neun Tage von zuhause arbeitet.
Das sind dann seit unserer Schließung insgesamt zwei Wochen»,
erläuterte Vorstandschef Holger Engelmann schriftlich. «Damit
orientieren wir uns an der von Experten für den Virus angenommenen
längsten Inkubationszeit von 14 Tagen.»

Nur rund 20 Mitarbeiter sollten am Dienstag trotz der allgemeinen
Schließung ihre Tätigkeit in Stockdorf auf freiwilliger Basis wieder
aufnehmen. Die Entscheidung sei nach Rücksprache mit dem
Gesundheitsamt gemeinsam mit dem Betriebsrat getroffen worden. Bisher
sei es durch das verstärkte mobile Arbeiten der Mitarbeiter des
Verwaltungs- und Entwicklungszentrums in Stockdorf zu keinerlei
Einschränkungen im laufenden Betrieb gekommen.

Laut Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) sind bayerische
Arztpraxen und Krankenhäuser gut auf eine mögliche Zunahme der
Coronavirus-Infektionen vorbereitet. «Wir haben alle ambulanten Ärzte
informiert und wir haben auch in den Krankenhäusern Bayerns, vor
allem im südbayerischen Raum, nach Bettenkapazitäten gefragt, um hier
eine gewisse Vorbereitung zu treffen, falls es notwendig sein sollte,
mehrere Hundert Personen isolieren zu müssen», sagte Huml dem
Radiosender Bayern 2. Allerdings sei völlig offen, ob sich eine
solche Notwendigkeit ergeben und wie sich die Lage entwickeln werde.
«Das ist sehr, sehr schwer abzuschätzen. Wir tun alles, dass wir das
möglichst eindämmen.»

Huml sagte weiter, bisher sei es gelungen, die Herkunft der Fälle
nachzuverfolgen. «Aber gleichzeitig ist es natürlich so, dass wir
noch nicht die Sicherheit haben, dass man sagen kann «wir haben jetzt
die Kette durchbrochen».»

In Deutschland wurde der Virus außer bei den Betroffenen in Bayern
auch bei zwei Deutschen nachgewiesen, die aus China ausgeflogen
wurden. Ihnen ging es den Ärzten zufolge gut, sie seien symptomfrei.
Allerdings müssten sie auf der Isolierstation bleiben, bis sie
virenfrei seien. Sie waren mit rund 120 weiteren Deutschen und deren
Angehörigen mit einem Bundeswehrflugzeug aus Wuhan nach Frankfurt am
Main gebracht worden.

In China erhöhte sich unterdessen die Zahl der Toten auf mehr als
360, die Zahl der bestätigten Infektionen in China kletterte
sprunghaft um knapp 3000 auf mehr als 17 000 Fälle.