Warnstreik stört Betrieb der Uni-Kliniken im Norden

Operationen werden verschoben und Behandlungstermine abgesagt - ein
Warnstreik von Pflegekräften bringt die Abläufe an den Uni-Kliniken
in Schleswig-Holstein durcheinander. Die Gewerkschaft Verdi verlangt
deutlich mehr Personal. Die Fronten sind verhärtet.

Kiel/Lübeck (dpa/lno) - Ein Warnstreik hat am Montag die Arbeit der
Universitätskliniken in Kiel und Lübeck behindert. Nach Angaben von
Verdi-Streikleiter Steffen Kühhirt betraf die Arbeitsniederlegung
alle Bereiche. Es habe nur Notoperationen gegeben. «Es mussten einige
Operationen verschoben werden», sagte UKSH-Sprecher Oliver Grieve der
Deutschen Presse-Agentur. Die Auswirkungen des Warnstreiks seien
moderat gewesen. In Notfällen habe das Klinikum Beschäftigte aus dem
Warnstreik herausgerufen. Sie seien dem gefolgt, weil sie die
Patientenversorgung als höchste Priorität verstanden hätten.

Die Gewerkschaft Verdi bestätigte Stellenbesetzungen über die
eigentliche Notdienstregelung hinaus. In schwierigen Situationen habe
die Streikleitung unverzüglich gehandelt. So habe sie in Kiel
aufgrund einer hohen Belegung in der Gynäkologie für eine
Drillingsgeburt sofort Personal in die Station geschickt.

Verdi will mit dem zweitägigen Warnstreik den Druck auf den Vorstand
erhöhen, um deutliche Entlastungen der Pflegekräfte durchzusetzen.
Kühhirt sprach von 550 Warnstreikteilnehmern aus der Frühschicht in
Lübeck und Kiel. UKSH-Sprecher Grieve bezifferte die Gesamtzahl auf
etwa 300. Laut UKSH sind im Klinikum insgesamt rund 3300 Pflegekräfte
beschäftigt. Von seinem Warnstreik-Aufruf hatte Verdi nur die
stationären Kinderbetten und die geschlossenen Bereiche am Zentrum
für integrative Psychiatrie ausgenommen.

Die sechste Verhandlungsrunde in dem Tarifstreit ist für diesen
Donnerstag und nächsten Montag angesetzt. Verdi stellt in den
Mittelpunkt die Forderung nach deutlich mehr Pflegepersonal, weil
dieses völlig überlastet sei. Das Klinikum bot bisher an, 182
Mitarbeiter mehr einzustellen. Aus Verdi-Sicht werden 420 Mitarbeiter
mehr benötigt, um eine angemessene Pflege zu gewährleisten.

Streikleiter Kühhirt wertete die Teilnahme am Warnstreik als sehr
gut. «Wir erwarten vom Vorstand, dass er jetzt ernsthaften
Verhandlungswillen zeigt», sagte er im Blick auf die nächste Runde.
«Wenn der Vorstand weiter alles blockiert, wird es weitere Aktionen
geben.» Letztlich sei auch das Land als Eigentümer gefragt. Es sollte
dem UKSH-Vorstand klare Vorgaben machen. «Ansonsten werden wir uns
sicher auch bald vor dem Landeshaus treffen», sagte Kühhirt. «Das ist

insgesamt keine ganz leichte Situation», sagte UKSH-Sprecher Grieve.

Verdi setzt den Warnstreik der Pfleger am Dienstag fort. Für diesen
Tag hat die Ärztegewerkschaft Marburger Bund auch rund 1600
UKSH-Ärzte zu einem eintägigen Warnstreik aufgerufen. Hier geht es
ebenfalls um Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen und mehr
Geld. Anlass ist die Fortsetzung der Tarifverhandlungen mit den
Ländern. Zur Teilnahme an einer zentralen Kundgebung in Hannover
haben sich laut Marburger Bund 250 UKSH-Mediziner angemeldet.

Die Gewerkschaft verlangt, die Arbeitsbelastung der Ärzte deutlich zu
senken. In einer Umfrage hatten 22 Prozent der Mediziner an den
Uni-Kliniken eine Arbeitsbelastung von mehr als 60 Stunden pro Woche
beklagt. Die tatsächliche Arbeitszeit liege oft jenseits der
erlaubten Grenze. Der Marburger Bund fordert eine verlässliche
Dienstplangestaltung, eine Begrenzung der Bereitschaftsdienste und
eine Gehaltserhöhung von sechs Prozent.

Für Dienstag rief Verdi auch noch die rund 700 Ausbildenden der
UKSH-Akademie zu einem eintägigen Warnstreik auf. «Wir erhöhen den
Druck und legen noch eine Schippe drauf», sagte Kühhirt. Auch die
Azubis hätten die berechtige Forderung nach mehr Ausbildungsqualität.
Wichtige Anleitungen können wegen der permanent angespannten
Personalsituation nicht vorgenommen werden.