Patienten können zur Behandlung aus dem Jemen ausgeflogen werden

Sanaa (dpa) - Nach monatelangen Verhandlungen können schwer kranke
Patienten zur Behandlung aus der Hauptstadt des Bürgerkriegslandes
Jemen ausgeflogen werden. Die Vereinten Nationen bestätigten am
Montag, dass der erste Flug im Rahmen einer «medizinischen
Luftbrücke» gestartet sei. Zunächst sollen 30 Patienten mit ihren
jeweiligen Begleitern von Sanaa nach Amman gebracht werden.
Koordiniert würden die Flüge von der Weltgesundheitsorganisation
(WHO), hieß es. Weitere Flüge sollten folgen. Die Luftbrücke sei eine

vorübergehende Lösung.

Der Flughafen von Sanaa ist seit mehreren Jahren weitestgehend
geschlossen und kann nur von den Vereinten Nationen benutzt werden.
Der Luftraum wird von dem saudischen Militärbündnis kontrolliert, das
im Jemen gegen die schiitischen Huthi-Rebellen kämpft.

Die Huthis, die vom Iran unterstützt werden, hatten 2014 die
Hauptstadt Sanaa und weite Teile des Landes unter ihre Kontrolle
gebracht. 2015 begann eine von Saudi-Arabien angeführte
Militärkoalition, die Huthis zu bekämpfen. Seitdem tobt im Jemen ein
Bürgerkrieg, der das Land in eine der schwersten humanitären Krisen
weltweit gestürzt hat. Einer Analyse des britischen Datenprojekts
ACLED zufolge wurden seit 2015 mehr als 100 000 Menschen getötet.

Die ohnehin mangelhafte Gesundheitsversorgung im bitterarmen Jemen
hat sich wegen des Bürgerkriegs weiter verschlechtert. Mehr als die
Hälfte der medizinischen Einrichtungen im Land musste nach Angaben
der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) schließen. Ein
Großteil des Personals arbeitet ohne Bezahlung, es fehlt unter
anderem an Betten und Medikamenten.

Über die Erlaubnis der medizinischen Flüge aus Sanaa sei zwei Jahre
lang verhandelt worden, teilte der Norwegische Flüchtlingsrat (NRC)
mit. «Der heutige Schritt kommt zu spät für Tausende Jemeniten, die
starben, während sie auf eine Ausreise für lebensrettende
Behandlungen warteten», sagte Mohammed Abdi, NRC-Direktor für den
Jemen. Mit der «Blockade» des Nordjemen und der Schließung des
Flughafens vor drei Jahren habe das saudische Bündnis die Patienten
«zum Tode verurteilt».