Bundeswehrflieger mit Deutschen aus China gelandet - Einige separiert

Wegen der neuen Lungenkrankheit hat die Bundeswehr Deutsche und ihre
Angehörigen aus China zurückgeholt. Der Flieger musste einen Umweg
über Helsinki nehmen, weil Moskau eine Zwischenlandung verweigerte.
Einige hustende Passagiere wurden von den anderen separiert.

Peking/Frankfurt/Main (dpa) - Das Bundeswehrflugzeug mit Rückkehrern
aus China an Bord ist am Samstag in Frankfurt angekommen. Einige
Passagiere waren im Flieger aus Sicherheitsgründen von den anderen
getrennt worden. «Die Passagiere wurden vor dem Start in China
untersucht und waren beim Start des Fluges symptomfrei», sagte der
Sprecher des Gesundheitsministeriums, Hanno Kautz, nach der Landung
gegen 16.30 Uhr. «Aus Gründen der Vorsicht wurde während des Fluges
jeder Passagier mit dem kleinsten Husten wie geplant separat
gesetzt.» Ein Infektion kann bis zu 14 Tage symptomlos bleiben.

Am Frankfurter Flughafen stiegen zunächst medizinische Fachkräfte mit
Schutzmasken und Schutzkleidung in das Flugzeug, um die Passagiere zu
begutachten und zu befragen. Eine nähere Untersuchung sollte im
sogenannten Medical Assessment Center geschehen - eine umgewidmete
Sporthalle. Danach sollte entschieden werden, ob einige Passagiere in
die Frankfurter Universitätsklinik in eine Isolierstation gebracht
werden, hieß es vom Frankfurter Gesundheitsamt. Die gesunden
Rückkehrer sollen zu einem Luftwaffenstützpunkt im
rheinland-pfälzischen Germersheim gebracht werden, wo sie für zwei
Wochen in Quarantäne bleiben müssen.

Der Flieger mit Deutschen und ihren Angehörigen an Bord war am frühen
Morgen in der besonders vom Coronaviurs betroffene Stadt Wuhan
gestartet. Er durfte jedoch nicht wie ursprünglich vorgesehen in
Moskau zwischenlanden. Stattdessen war er nach Helsinki umgeleitet
worden, um die Crew auszutauschen und zu tanken. «Wir haben die
Überfluggenehmigung gehabt, und auch die Landegenehmigung war in
Aussicht gestellt. Das hat sich jetzt anders entwickelt», sagte
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) in Bonn.
Durch die Route über Helsinki hatte sich die geplante Ankunft
verzögert.

Warum Russland die Zwischenlandung verweigerte, war zunächst
offiziell nicht bekannt. Hintergrund könnte sein, dass die Regierung
in Moskau zuvor die Sicherheitsregeln verschärft hatte. Der reguläre
Flugverkehr zwischen Russland und China wurde zu großen Teilen
eingestellt. Ankommende Flieger aus China durften an Russlands
größten Flughafen Scheremetjewo nur noch an einem Terminal ankommen.
Zudem ordnete Kremlchef Wladimir Putin das russische Militär an, ab
Samstag russische Staatsbürger aus Wuhan auszufliegen.

In dem Bundeswehrflugzeug aus China befänden sich insgesamt 128
Passagiere, sagte der Parlamentarische Staatssekretär im
Bundesgesundheitsministerium, Thomas Gebhart (CDU). Es handele sich
um 102 deutsche Staatsbürger, die anderen 26 stünden mit ihnen in
familiärer Verbindung. Gebhart sprach von Menschen aus China,
Rumänien und den USA. Auch die USA, Japan, Südkorea und andere Länder

haben Staatsbürger aus Wuhan geholt oder planen Rückholaktionen.

Unter den Betroffenen herrschte vor dem Abflug in Wuhan
Erleichterung: «Glücklich am Gate zu sein», berichtete eine Frau, die

nicht genannt werden wollte, der Deutschen Presse-Agentur kurz vor
dem Start. Die Gruppe hatte sich schon am Vorabend am Flughafen
versammelt und dort auch die Nacht verbracht. «War bis hier doch
alles schon ganz schön anstrengend.»

Rheinland-Pfalz sieht sich gut vorbereitet für die Quarantäne der
deutschen Staatsbürger und Familienangehörigen. In der Germersheimer
Südpfalz-Kaserne würden die «Menschen, die einiges durchgemacht
haben», eine gute und angemessene Betreuung erhalten, sagte die
rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine
Bätzing-Lichtenthäler (SPD) in Germersheim. Es stehen insgesamt 128
Zimmer in einem bisher unbewohnten Gebäude auf dem Areal bereit. «Die
Betreuung in der roten Zone übernehmen 27 Freiwillige des DRK», sagte
Michael Sieland vom Deutschen Roten Kreuz.

In Deutschland gibt es bisher sieben bestätigte Infektionsfälle, alle
stehen im Zusammenhang mit der Firma Webasto in Bayern. Darunter sind
sechs Angestellte des Autozulieferers, einer davon hat sein Kind
angesteckt. «Sie sind momentan alle in sehr gutem gesundheitlichem
Zustand», betonte Spahn. Deshalb solle die Bevölkerung «zwar mit
Wachsamkeit, aber auch mit der nötigen Gelassenheit» mit dem Thema
Coronavirus umgehen, betonte Spahn in Hinblick auf die Angehörigen
der Infizierten in Bayern, die nun teilweise von ihrer Umgebung
gemieden würden. «Was mir am meisten Sorgen macht, sind die
Verschwörungstheorien aller Art, die zurzeit in sozialen Medien
verbreitet werden und die nur ein Ziel haben: Unsicherheit zu
verbreiten.»

Ein weiterer deutscher infizierter Staatsbürger wurde in Spanien
registriert. Der Deutsche auf der Kanareninsel La Gomera ist der
erste bekannte Fall in Spanien. Er sei mit einem der in Deutschland
infizierten Patienten in Kontakt gewesen, teilte die spanische
Regierung mit.

In China erlebte die Epidemie am Samstag den bisher höchsten Anstieg
der Infektionen und Toten innerhalb eines Tages. Die
Gesundheitskommission in Peking meldete einen Zuwachs um fast 2000
auf 11 791 Erkrankte. Die Zahl der Todesfälle kletterte um 46 auf
259. Außerhalb der Volksrepublik wurden bisher in zwei Dutzend
Ländern rund 150 Infektionen gezählt.

Nachdem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine «gesundheitliche
Notlage von internationaler Tragweite» erklärt hatte, riefen die USA
eine eigene «gesundheitliche Notlage» aus. Ausländische Reisende aus

China werden wegen des Ansteckungsrisikos nicht mehr ins Land
gelassen - mit Ausnahme von Angehörigen von US-Staatsbürgern. Der von
US-Präsident Donald Trump erlassene Bann gilt ab Sonntag (23.00 Uhr
MEZ). Bislang gibt es sechs Coronavirus-Fälle in den USA.

Auslöser der Ansteckungen in Deutschland waren ein oder zwei
chinesische Mitarbeiter des Autozulieferers Webasto. Das Unternehmen
nannte neben der bereits bekannten Frau aus China auch einen Mann,
der ebenfalls in Deutschland gewesen sei. Alle infizierten deutschen
und chinesischen Mitarbeiter seien in längeren Meetings am Firmensitz
der Zentrale in Stockdorf gewesen, berichtete das Unternehmen. Die
beiden infizierten Chinesen hatten erst nach der Rückkehr in ihre
Heimat Symptome gezeigt.