Erster Coronavirus-Fall in Deutschland bestätigt

Das Coronavirus hat sich bislang vor allem in China ausgebreitet.
Dort gibt es schon jetzt Dutzende Todesopfer und Tausende Infizierte.
Auch in Europa sind bestätigte Erkrankungen bekannt - nun gibt es
einen ersten Fall in Deutschland.

München (dpa) - Erstmals ist in Deutschland eine Infektion mit dem
neuartigen Coronavirus bestätigt worden. Ein Mann aus dem Landkreis
Starnberg in Bayern habe sich mit dem Erreger infiziert, teilte ein
Sprecher des Gesundheitsministeriums in München am späten Montagabend
mit. Das Virus kann eine Lungenkrankheit auslösen, an der im
Hauptverbreitungsland China bereits Dutzende Menschen gestorben sind
- die meisten davon waren ältere Patienten mit schweren
Vorerkrankungen.

Der Patient in Bayern befindet sich nach Angaben der «Task Force
Infektiologie» des Landesamts für Gesundheit und
Lebensmittelsicherheit (LGL) klinisch in einem guten Zustand, wie es
in der Mitteilung hieß. «Er wird medizinisch überwacht und ist
isoliert.» Weitere Angaben zu dem Mann machte der Sprecher zunächst
nicht.

Das bayerische Gesundheitsministerium und das LGL wollen die
Öffentlichkeit am Dienstagvormittag bei einer Pressekonferenz
informieren. «Dann besteht die Möglichkeit für Fragen der Medien»,

hieß es weiter.

Der Ministeriumssprecher betonte: «Das Risiko für die Bevölkerung in

Bayern, sich mit dem neuartigen Coronavirus zu infizieren, wird von
der «Task Force Infektiologie» des LGL und vom Robert Koch-Institut
(RKI) derzeit als gering erachtet.» Menschen, die engen Kontakt mit
dem Patienten hatten, würden ausführlich aufgeklärt und über mögl
iche
Symptome, Hygienemaßnahmen und Übertragungswege informiert.

In Europa waren zuvor drei Infektionen mit dem neuartigen Virus
nachgewiesen worden. Alle drei betrafen Menschen in Frankreich, die
zuvor in China gewesen waren.

Das neue Virus 2019-nCoV stammt ursprünglich vermutlich von einem
Markt in der chinesischen Millionenstadt Wuhan, wo es wohl von dort
gehandelten Wildtieren auf den Menschen übersprang. Mittlerweile sind
weltweit fast 2800 Infektionen bestätigt. Die Zahl der Toten in China
stieg auf 80.

Eine schützende Impfung oder eine spezielle Therapie zur Behandlung
der Erkrankung gibt es nicht. Die Symptome - darunter trockener
Husten, Fieber und Atemnot - können aber mit Medikamenten abgemildert
werden.

Nach derzeitiger Einschätzung von Experten verläuft die neuartige
Lungenkrankheit offenbar in den meisten Fällen mild, möglicherweise
sogar ohne Symptome. Von den in China registrierten Todesfällen gehen
die meisten nach bisherigen Erkenntnissen auf ältere und ohnehin
schon stark geschwächte Patienten zurück.

Der neue Erreger ist dem Virus hinter der Sars-Epidemie 2002/2003
sehr ähnlich. Damals hatte es nach Daten der
Weltgesundheitsorganisation zwischen November 2002 und Juli 2003 neun
Nachweise in Deutschland gegeben. Todesfälle gab es hier nicht.

China hat im Kampf gegen eine weitere Ausbreitung drastische
Maßnahmen ergriffen: In der Provinz Hubei wurden mehr als 45
Millionen Menschen weitgehend von der Außenwelt abgeschottet. Fern-
und Nahverkehr wurden gestoppt.

Wegen der neuen Lungenkrankheit wollen immer mehr Länder ihre
Staatsangehörigen aus den besonders betroffenen Regionen zurückholen,
so etwa Großbritannien und Belgien, Japan, Frankreich und die USA.
Auch die Bundesregierung erwägt, ausreisewillige Deutsche aus China
auszufliegen. Eine mögliche Evakuierung werde in Betracht gezogen,
sagte Außenminister Heiko Maas (SPD).

Bislang gab es in Deutschland lediglich Verdachtsfälle. Einige
Bundesländer haben ergänzende Sicherheitsvorkehrungen getroffen,
beispielsweise an Flughäfen. Pandemie- und Umgangspläne sorgten für
Klarheit, was im Fall der Fälle an den Flughäfen und an den Kliniken
zu tun sei, erklärte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU).