Uni-Kliniken: Kein Coronavirus bei getesteten Patienten

Ist das Coronavirus schon nach Deutschland gelangt? An hessischen
Universitätskliniken waren bislang alle Tests negativ. Auch am
Frankfurter Flughafen gibt es keine neue Entwicklung.

Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Passagierabfertigung wie üblich am
Frankfurter Flughafen und nur blinder Alarm in den Uni-Kliniken -
dennoch haben die Behörden angesichts von Coronavirus-Fällen in
Europa die Sicherheitsvorkehrungen erhöht. Auch in Hessen wurden
bereits verschiedene Vorkehrungen getroffen, teilte Sozialminister
Kai Klose (Grüne) am Montag mit. So sei der öffentliche
Gesundheitsdienst in besondere Bereitschaft versetzt worden. Am
Frankfurter Flughafen seien Maßnahmen zur Untersuchung und Isolierung
von Verdachtsfällen etabliert. Seit Samstag bekommen demnach Reisende
nach China und aus den betroffenen Regionen Infoblätter über das
Virus.

Die Krankheitsfälle in Frankreich zeigten, dass trotz der in China
getroffenen Maßnahmen einzelne infizierte Personen nach Europa kommen
könnten, sagte Klose. «Deshalb erhöhen wir die Aufmerksamkeit für d
as
Coronavirus und sensibilisieren sowohl medizinisches Personal als
auch Öffentlichkeit.» Hessens sei vorbereitet, im Fall des Falles
schnell zu reagieren, damit es nicht zu einer Verbreitung komme.
Derzeit gebe es aber keine Hinweise auf eine Ansteckungsgefahr in
Deutschland.

Das spiegelt sich auch in den Krankenhäusern wider: Zwar hat die
Frankfurter Uni-Klinik bereits mehrere Patienten untersucht, die eine
Ansteckung mit dem Coronavirus befürchteten. Alle Tests seien aber
negativ gewesen, teilte eine Sprecherin der Klinik am Montag mit.
«Bei keinem dieser Patienten konnte bisher das neue Coronavirus
nachgewiesen werden.» Nach Angaben der Sprecherin hatte sich in den
vergangenen Tagen eine geringe Zahl von Patienten mit dem Verdacht
auf eine Infektion mit der neuartigen Lungenkrankheit vorgestellt,
etwa weil sie einen Bezug zum Risikogebiet und Symptome gezeigt
hatten.

Die Patienten werden nach Angaben der Uni-Klinik isoliert - ein
Standardverfahren in solchen Fällen. Es stehe ein spezielles
Diagnoseverfahren zur Verfügung, das die Abklärung von
Verdachtsfällen «innerhalb kürzester Zeit» ermögliche. Zuvor hatt
en
darüber mehrere Medien berichtet.

Das Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) hatte bislang nur
mit einem Coronavirus-Verdachtsfall zu tun. Ein Patient mit Kontakt
zu China sei am Marburger Standort untersucht worden, berichtete ein
Sprecher. Der Verdacht habe sich aber nicht bestätigt. Die Uni-Klinik
sieht sich im Fall des Falles gut vorbereitet: Das Wichtigste sei in
einer Situation, in der sich eine Infektionskrankheit rasch
ausbreite, schnell und sicher zu diagnostizieren. Das sei am UKGM
gewährleistet.

«Betroffene Patienten müssen innerhalb kürzester Zeit von
Nicht-Betroffenen getrennt und in isolierten Räumen behandelt werden,
um eine weitere Verbreitung zu stoppen», erläuterte Andreas
Jerrentrup, der Chefarzt der Zentralen Notaufnahme in Marburg.

Das UKGM sieht sich auch deshalb gerüstet, weil einige Ärzte und
Forscher sowohl in Marburg als auch in Gießen auf Virus- und
Lungenerkrankungen spezialisiert sind. So gibt es etwa in Gießen die
Klinische Forschungsgruppe «Virus-induziertes Lungenversagen». Und am
Institut für Virologie der Uni in Marburg erforschen Wissenschaftler
hochansteckende Erreger. Das Institut ist auch daran beteiligt, einen
Impfstoff gegen das Coronavirus zu entwickeln. Von dem Ausbruch des
Virus ist insbesondere China betroffen, wo die Zahl der Toten auf 80
und die der bestätigten Infektionen auf rund 2700 stieg. Bestätigte
Fälle gibt es unter anderem in den USA, Frankreich, Thailand, Japan,
Singapur und Australien.

Deutschland ist nach Ansicht des Robert Koch-Instituts (RKI) gut vor
dem neuen Coronavirus geschützt. An Flughäfen, wo das Virus
eingeschleppt werden könnte, sei man dank stetiger Übungen «sehr gut

gewappnet», sagte der Präsident des RKI, Lothar Wieler, am Montag im
ZDF-«Morgenmagazin». Falls das Virus nach Deutschland eingeschleppt
werden sollte, sei es wichtig, dies früh zu erkennen. Die Gefahr für
die deutsche Bevölkerung durch das Virus sei weiter «sehr gering».

Am Frankfurter Flughafen wurden nach Angaben einer Sprecherin bisher
keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Neu seien lediglich
die Hinweise auf Monitore im Sicherheitsbereich, mit denen Reisende
unter anderem an Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen und

Vorsicht bei Kontakt mit Kranken erinnert würden. Außerdem werde
Reisenden, die sich in der betroffenen Region aufgehalten hätten, bei
gesundheitlichen Problemen zur schnellen medizinischen Untersuchung
geraten.