Unbefristete Streiks bei Ameos - Konzern wechselt Regionalchef aus

Seit Monaten brodelt der Konflikt um die Arbeitsbedingungen in
mehreren Krankenhäusern von Ameos. Jetzt wollen die Beschäftigten auf
unbestimmte Zeit die Arbeit niederlegen, um ihre Forderungen
durchzusetzen. Doch auch der Arbeitgeber reagiert.

Aschersleben (dpa/sa) - Im Streit um die Arbeitsbedingungen und einen
Tarifvertrag bei den Ameos-Kliniken in Sachsen-Anhalt haben die
Beschäftigten ihre unbefristeten Streiks begonnen. Zum Auftakt legten
bis Montagmittag fast 600 Kolleginnen und Kollegen aus Ärzteschaft
und Pflegebereich ihre Arbeit nieder, wie Verdi-Sprecher Bernd Becker
sagte. Betroffen sind die Standorte Aschersleben-Staßfurt, Bernburg
und Schönebeck (alle Salzlandkreis) sowie Haldensleben in der Börde.

Zudem habe der Ausstand gleich zu Beginn Auswirkungen gehabt, hieß es
von Verdi. So gab es etwa in Aschersleben zunächst keine geplanten
Operationen. Der Notfallbetrieb sei aber abgesichert, versicherte
Becker. Auch Ameos hatte im Vorfeld die medizinische Versorgung an
den betroffenen Standorten zugesichert.

Der Konzern ging zum Streikbeginn selbst in die Offensive. So
verkündete Ameos am Montag, dass der Regionalgeschäftsführer
ausgetauscht wird und widersprach der Kritik der vergangenen Wochen.
Der bisherige Regionalgeschäftsführer Ost, Lars Timm, wurde
freigestellt. Für ihn übernimmt der Chef für den Ameos-Bereich Nord,

Frank-Ulrich Wiener. Die von Timm angestoßenen Diskussionen zu
möglichen Krankenhaus-Schließungen entsprächen weder den Zielen von
Ameos noch der Unternehmensphilosophie, hieß es.

«Ameos hat in seiner Geschichte noch nie ein Klinikum geschlossen
oder veräußert», erklärte das Unternehmen. Vier der sieben Standort
e
seien bei der Übernahme durch Ameos vor acht Jahren der größte
Sanierungsfall in der Geschichte der Bundesrepublik gewesen. Der
jährliche Verlust habe mehr als 50 Millionen Euro betragen. «Die von
der kommunalen Verwaltung geerbten Verluste konnten zwar bereits
reduziert werden, dennoch ist richtig, dass viele Klinika noch nicht
kostendeckend arbeiten.»

An den Krankenhäusern schwelt seit Monaten ein Konflikt zwischen
Ameos und den Angestellten. Die Gewerkschaften fordern einen
Tarifvertrag. Ameos lehnt das bisher ab und sieht in Tariflöhnen eine
Gefahr für den Fortbestand der Krankenhäuser. Der neue Regionalchef
wollte sich in den nächsten Tagen bei Ameos vorstellen und erste
Gespräche führen. Was der Wechsel an der Spitze für den Tarifkonflikt

bedeutet, ist offen. Verdi stellte sich nach eigenen Angaben auf bis
zu 15 Wochen Arbeitskampf ein. Auch bei der Ärzteschaft sei die
Streikbereitschaft hoch, hieß es vom Marburger Bund.

Die Geschehnisse bei Ameos sowie die Insolvenz des kommunalen
Burgenlandklinikums im Süden Sachsen-Anhalts sorgten zuletzt für eine
Debatte über die Krankenhauslandschaft. Ameos erntete dabei auch von
Landespolitikern viel Kritik. Die mit CDU und Grünen regierende SPD
beschloss auf einem Parteitag gerade ein Nein zu weiteren
Privatisierungen und sprach sich dafür aus, im Zweifel Krankenhäuser
zu verstaatlichen, um die medizinische Versorgung zu garantieren.