Verdacht auf neue Lungenkrankheit: Wie wird in Deutschland geprüft?

Berlin (dpa) - Auch wenn das Risiko der neuen Lungenkrankheit für
Deutschland weiter als gering eingestuft wird, melden sich zunehmend
Menschen mit vermeintlichen Symptomen in Praxen und Kliniken. Dabei
gilt eine Ansteckung hierzulande nach wie vor als unwahrscheinlich.
Oft stecken die wie immer im Winterhalbjahr kursierenden
Influenzaviren - also die normale saisonale Grippe - hinter solchen
Erkrankungen. Die Symptome - Fieber, starkes Krankheitsgefühl,
Atemwegsprobleme - ähneln sich. Typisch für das neuartige Coronavirus
ist nach derzeitigem Stand, dass die oberen Atemwege kaum betroffen
sind. Es gibt beispielsweise keinen Schnupfen.

Ein vorsorglicher Test wird in Deutschland veranlasst, wenn ein
Patient zuvor in einem Risikogebiet - etwa in Wuhan in China - war
oder anzunehmen ist, dass er direkten Kontakt zu nachweislich
infizierten Menschen hatte. Für den dann folgenden Ablauf gibt es
Regularien. «Die Kette ist so, dass natürlich zunächst einmal ein
Arzt den Verdacht bekommt und dann eine Diagnostik anfordert»,
erklärte der Berliner Virologe Christian Drosten. «Gleichzeitig nimmt
er mit dem örtlichen Gesundheitsamt Kontakt auf.» Das Gesundheitsamt
sei dann zuständig sowohl für den Meldeweg als auch für die
Verhängung von weiteren Maßnahmen. «Da lastet eine sehr hohe
Verantwortung auf den örtlichen Gesundheitsämtern.»

Im Moment sei es so, dass in vielen Fällen eine Probe an sein Labor
geschickt werde. Sei das Ergebnis negativ, sei der Fall damit
abgeschlossen. Bei einem positiven Testergebnis seien wieder die
Gesundheitsämter am Hebel. Die identifizierten dann durch Befragung
die Kontaktpersonen. «Wen haben Sie in den letzten Tagen, seitdem Sie
in Deutschland sind, getroffen? Mit wem hatten Sie zu tun?»

Diese Personen würden dann zunächst einmal namentlich registriert, es
werde nach Symptomen gefragt und es würden gegebenenfalls auch
Labortests gemacht. Es gebe bei Kontaktpersonen mit Symptomen auch
die Möglichkeit für Gesundheitsämter, so etwas wie Heim-Quarantäne

aufzuerlegen, wenn die Patienten nicht schwer krank sind. «Das ist
ein sehr verträgliches und und sehr effizientes Mittel, Verbreitungen
zu verhindern.»

Eine schützende Impfung oder eine spezielle Therapie zur Behandlung
der Infektion gibt es nicht, die Symptome können aber mit
Medikamenten abgemildert werden. Nach derzeitiger Einschätzung von
Experten verläuft die neuartige Lungenkrankheit in den meisten Fällen
mild, möglicherweise sogar vielfach ganz ohne Symptome. Von den in
China registrierten Todesfällen gehen die meisten nach derzeitigem
Stand auf ältere Patienten mit schweren Vorerkrankungen zurück.

Der neue Erreger ist dem Virus hinter der Sars-Epidemie 2002/2003
sehr ähnlich. Damals hatte es nach Daten der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) zwischen dem November 2002 und Juli
2003 lediglich neun Nachweise in Deutschland gegeben. Todesfälle gab
es nicht.